Papst in Indonesien

Papst zu Muslimen: Nein zu Extremismus und Fundamentalismus

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Papst und Großimam winken in die Kamera
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Foto: kna/CNS photo/Lola Gomez

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Nasaruddin Umar, Großimam der Istiqlal-Moschee in Jakarta, und Papst Franziskus, grüßen zum Abschluss eines interreligiösen Treffens

Der Papst engagiert sich auf seiner Asienreise weiterhin für Dialog - insbesondere mit dem Islam. Dafür besucht er die größte Moschee Asiens. Ein Tunnel verbindet sie mit der katholischen Kathedrale Jakartas.

Papst Franziskus hat den Einsatz Indonesiens für ein harmonisches Zusammenleben der Religionen gelobt. Ein "vielsagendes Zeichen" dafür sei der unterirdische "Tunnel der Freundschaft", der die Istiqlal-Moschee und die katholische Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale in Jakarta verbindet, sagte Franziskus bei einem interreligiösen Treffen am Donnerstag vor dem größten muslimischen Gotteshaus Asiens.

Der Durchgang, den der Papst aus Sicherheitsgründen nicht selbst besuchte, ermögliche Begegnung und Dialog sowie Wachstum von Solidarität und Brüderlichkeit. Der Papst ging auch auf die zuvor vom Gastgeber und Großimam Nasaruddin Umar erwähnte Tatsache ein, dass die 1961 gegründete Moschee von einem indonesischen Christen entworfen wurde, dem Architekten Friedrich Silaban (1912-1984). Dadurch werde deutlich, dass Gotteshäuser in Indonesien Räume des Dialogs, des gegenseitigen Respekts und des harmonischen Miteinanders zwischen den Religionen seien.

Gemeinsam handeln im je eigenen Glauben

Der Papst ermutigte die Menschen, auf diesem Weg weiterzugehen: Während jeder seine eigene Religion praktiziere, sollten alle gemeinsam auf der Suche nach Gott unterwegs sein und zum Aufbau offener Gesellschaften beitragen die auf Respekt und Liebe gründen. Diese sollten fähig sein, "Starrheit, Fundamentalismus und Extremismus zu isolieren, die immer gefährlich und niemals zu rechtfertigen sind", so der Papst.

"Es sind Bindungen, die es uns ermöglichen, zusammenzuarbeiten und manche Ziele gemeinsam zu verfolgen, bei der Verteidigung der Menschenwürde, beim Kampf gegen die Armut, bei der Förderung des Friedens."

Zuvor hatten Papst und Großiman die "Gemeinsame Erklärung von Istiqlal" unterzeichnet, die zum Einsatz gegen Gewalt und Umweltzerstörung aufruft. Insbesondere Kriege und Konflikte würden leider auch durch die Instrumentalisierung von Religion genährt, so der Papst. Auch die Umweltkrise sei zu einem Hindernis für das Wachstum und das Zusammenleben der Völker geworden.

Traum einer geschwisterlichen Menschheit

Das große Indonesien habe eine Vielfalt an Kulturen, Ethnien und religiösen Traditionen, die sich auch in der Vielfalt des Ökosystems und der Umwelt widerspiegele, so Franziskus weiter. Niemand dürfe den Verlockungen des Fundamentalismus und der Gewalt erliegen. "Stattdessen sollen alle vom Traum einer freien, geschwisterlichen und friedlichen Gesellschaft und Menschheit fasziniert sein", betonte der Papst.

Der Großimam bezeichnete die Anwesenheit des katholischen Kirchenoberhaupts als große Ehre für alle indonesischen Bürger. "Es erfüllt uns mit großer Freude, dass Sie durch Ihren Besuch an diesem heiligen und stolzen Ort Ihre Wertschätzung für unser Land und unsere Gemeinschaft zum Ausdruck bringen."

Weiter betonte der muslimische Geistliche, die Moschee wolle religiöse Toleranz und Mäßigung in Indonesien fördern. Der "Tunnel der Freundschaft" sei ein Beweis dafür. Er hoffe, dass er nicht nur Christen und Muslimen diene, sondern allen Religionen und der gesamten Menschheit.


 

Sabine Kleyboldt