Passionsgeschichte in Miniatur

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Drei frühere Marinesoldaten haben vor sieben Jahren eine Osterkrippe für St. Bonifatius in Kronshagen gebaut. Auf einer drei Meter langen Holzplatte haben sie die Leidens- und Ostergeschichte Jesu dargestellt.

Jesu Einzug in Jerusalem, dargestellt in der Passionskrippe von St. Bonifatius.
Jesu Einzug in Jerusalem, dargestellt in der Passionskrippe von St. Bonifatius. Foto: Marco Heinen

Eine Weihnachtskrippe haben sie in St. Bonifatius in Kronshagen bei Kiel natürlich auch. Und es ist auch nicht so, dass sie der Rede nicht wert wäre. Schließlich wurde sie in vielen Stunden penibler Feinarbeit hergestellt und erfreut jedes Jahr die Gemeindemitglieder. „Aber eine Weihnachtskrippe haben alle Kirchen. So eine Fasten- oder Passions­krippe oder auch Osterkrippe, die ist wahrscheinlich ziemlich einmalig hier im norddeutschen Raum“, schätzt Gerd Straßburger. Der 75-jährige pensionierte Marineoffizier und seine beiden Marine-Kameraden Berthold Miksch (81) und Wilhelm Beer (85) haben vor sieben Jahren die ersten Pläne gefasst und das Projekt Osterkrippe dann im Laufe eines Jahres auf die Beine gestellt.

Dutzende Figuren – allein Jesus ist zehnmal darunter – bevölkern seitdem jedes Jahr einige Tage vor der Karwoche die drei Meter lange und 35 Zentimeter tiefe Osterkrippe, die in einer hellen Nische von St. Bonifatius steht. Die Krippe bildet vom Einzug in Jerusalem bis nach Emmaus alles ab, was im Zugehen auf Ostern dazugehört. Auch darin unterscheidet sich die Osterkrippe von einer Weihnachtskrippe, die in der Regel nur die eine Szene im Stall abbildet, zu der sich nach und nach die einzelnen Figuren hinzugesellen, sofern sie nicht sogar schon am ersten Advent alle versammelt sind.

Osterkrippen mit kleinen Figuren gibt es etwa seit dem späten Mittelalter. Sie sollen im Südtiroler Raum recht verbreitet sein. Im katholisch geprägten Süden der Bundesrepublik sind sie dagegen selten zu finden und wenn, dann am ehesten in Museen und unter Glas, erzählt Gerd Straßburger.

Die drei Herren aus Kronshagen hatten sich damals auf die Suche nach geeigneten Figuren gemacht. Einfache Versionen aus Papier, Tuch und ohne Gesicht, die hätten sie selbst herstellen können. Doch sie wollten, dass die Menschen erkennbar sind. Für die Beauftragung eines richtigen „Herrgottschnitzers“ reichte das Geld nicht und auch bei seinen Besuchen in den Läden mehrerer Klöster wurde das Trio nicht fündig. Und so suchten die drei im Internet weiter und stießen auf eine Firma in Weiden. Die hat sich unter anderem auf die Herstellung von Figuren für kirchliche Hochfeste spezialisiert und das zu vergleichsweise geringen Preisen. 

Patenschaften für Jesus und Maria waren begehrt

Da das ganze Krippenprojekt über Patenschaften für einzelne Krippenfiguren finanziert wurde, wurden gleich ein paar Figuren mehr bestellt, nicht nur von den Jesusfiguren, erinnert sich Gerd Straßburger. Auch die Gottesmutter Maria sei seinerzeit sehr beliebt gewesen. Aber das gilt ja auch heute noch und ganz unabhängig von kleinen Figuren.

Berthold Miksch ist der Architekt der kleinen Bauwerke. Aus Gips, Sägespänen und Knochenleim-Wasser rührte er eine Masse an, die in heißem Zustand auf Holz aufgetragen wurde. Mittels eines Stiftes wurde dann die Struktur der Fugen zwischen den „Steinen“ ausgeformt. Ansonsten kommen bei der Krippe Kies, Moos und Sand zum Einsatz, dazu noch ein paar Koniferen und ein paar Plastikpalmen.

Und warum die ganze Mühe? „Das Lesen in der Bibel ist das eine und das Gucken, wie es gewesen sein könnte, ein anderes“, erläutet Straßburger. Mehrere Schulklassen seien mit ihren Lehrerinnen in die Kirche gekommen, um sich das anzusehen. 

Wobei es mit dem Auf- und Abbau der Krippe jedes Jahr etwas mühsamer wird, weil das Trio ja nun auch nicht mehr ganz jung ist. Und wo die Krippe künftig überhaupt einen Platz finden wird, auch das ist noch nicht raus. Denn die Profanierung der Kirche St. Bonifatius soll noch in diesem Jahr erfolgen. 

Der Gedanke an die Schließung macht den Herren sehr zu schaffen. „Es wird gelitten“, so Straßburger, der sich in seiner Zeit als Mitglied des Kirchenvorstandes der Pfarrei vehement für den Erhalt der Kirche eingesetzt hatte. „Mir tut es in der Seele weh“, sagt er noch. „Wir sind unglücklich. Aber es ist so“, ergänzt Wilhelm Beer.

Übrigens, die Krippe, die bekommt in diesem Jahr noch einmal einen ganz großen Auftritt – und zwar in der Neuen Kirchenzeitung. In der Osterausgabe, wo denn wohl sonst?

Text u. Foto: Marco Heinen