Ministerpräsident über Pflegeberufe

„Pflege wird immer größere Baustelle“

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Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) spricht vor Vertretern der Wohlfahrtsverbände über die Kosten für soziale Arbeit in Deutschland. Der Pflegeberuf müsse attraktiver werden – nicht allein durch höhere Löhne.


Caritasdirektor Franz Loth (r.) überreichte Ministerpräsident Stephan Weil eine Caritasrose. Foto: cpo

Eine Reform der Ausbildung zum Beruf der Erzieherin hat der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil angekündigt. Es könne nicht sein, dass jemand eine vierjährige Ausbildung absolviere und erst nach deren Ende Geld verdiene, sagte er beim Jahresempfang der niedersächsischen Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Hannover. Dabei dürfe es keine Absenkung von Niveau und Qualität geben, stellte er vor rund 120 Vertretern aus Politik, Wohlfahrtsverbänden und der Sozialwirtschaft klar.

Eine „Über-Ökonomisierung des Systems“ kritisierte Weil im Bereich der Pflege, „die eine immer größere Baustelle wird“. Es komme darauf an, „das Berufsbild wesentlich attraktiver zu machen.“ Pflegekräfte äußerten ihm gegenüber an erster Stelle nicht die Forderung nach mehr Geld, sondern die nach weniger Druck im Berufsalltag. Dabei sei klar, so Weil, „dass soziale Arbeit mehr kosten wird in Deutschland“. Das System „durch immer weitere betriebswirtschaftliche Findigkeit zu optimieren“, führe nur tiefer in eine Sackgasse hinein.
„Soziale Arbeit ist eine politische Aufgabe“

Turnusgemäß hat der Osnabrücker Caritasdirektor Franz Loth zum Jahresbeginn den Vorsitz der Landesarbeitsgemeinschaft für Freie Wohlfahrtspflege übernommen. Pflege, bezahlbarer Wohnraum sowie die Armutsfrage hat Loth als die sozialen Herausforderungen beschrieben, die künftig in Niedersachsen gelöst werden müssten. „Ein starker Sozialstaat ist eine gute Basis für eine funktionierende Demokratie“, sagte er. Soziale Arbeit sei dabei „ganz gewiss eine politische Aufgabe und auch ein Akt des Widerstands“. Loth forderte Zeit für die Kernaufgaben der Wohlfahrtsverbände. Schließlich hätten es die 230 000 Mitarbeiter in den 6000 Einrichtungen mit Menschen zu tun. „Da darf es nicht nur um Zählen, Messen und Wiegen gehen.“ (kb)