Webseite "zap:pool" für Glaubenskommunikation

Plattform für kreative Projekte

Image

Wie lässt sich der Glaube frisch und kreativ vermitteln? Die Onlineplattform zap:pool stellt vorbildliche Projekte vor. Sie will Gemeinden inspirieren – und Entscheider aus der Kirche mit Werbeleuten vernetzen.

Ein Screenshot zeigt das Portal zap pool.
So modern kann der Glaube wirken: Auf zap:pool werden Projekte gezeigt, die neue Wege gehen.

Von Andreas Lesch 

Einen Gottesdienst in der Kirche zu erleben, sollte schön sein, sagt Matthias Sellmann. Die Gläubigen sollten sich an einer durchdachten Liturgie und liebevoll drapierten Blumen erfreuen können, an erstklassigen Lektoren und einer anregenden Predigt. Oft aber gebe es all das nicht, stellt der Pastoraltheologe der Ruhr-Universität Bochum fest: „Mal etwas hart gesagt: Es gibt Leute, die kennen es gar nicht anders und ertragen das auch Sonntag für Sonntag. Aber das ist nicht zukunftsfähig. Es ist einfach unhöflich.“ 

Sellmann und sein Team vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) wollen helfen, das zu ändern. Sie wollen zeigen, dass Glaubenskommunikation frisch und kreativ sein kann. Deshalb haben sie zap:pool gegründet – eine Onlineplattform, auf der sie vorbildliche Projekte vorstellen. Projekte der Glaubenskommunikation, die inspirieren, ästhetisch begeistern, neue Wege gehen. Die Vorbilder auf der Plattform sollen dazu beitragen, dass unsere Ansprüche steigen; sie sollen Gemeinden animieren, besser zu werden – ob im Schaukasten, beim Blumenschmuck oder der Predigt. 

Gezeigt wird auf zap:pool zum Beispiel eine Kampagne der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland zum Religionsunterricht – mit Plakaten, Radiospots sowie Internetseite und Social-Media-Präsenz. Oder „Habemus Feminas“ – ein Podcast, in dem zwei Studierende der Frage nachgehen, wie jemand feminis-
tisch und katholisch sein kann. Oder „herzstärkend“ – ein Projekt von fünf Freundinnen, die Kurse für kreative Bibelgestaltung anbieten und zeigen, wie vielfältig man den christlichen Glauben heute leben kann.

Eine geistlich intensive Youtube-Predigt

Alle drei Monate sollen neue Projekte auf zap:pool dazukommen. Viele sind digital, aber auch traditionelle, analoge Formate wie ein Pfarrbrief haben eine Chance – wenn sie die Jury durch Mut und Ideen überzeugen. Zur Jury gehören neben Sellmann etwa die renommierte Werbefachfrau Eva Jung und Sandra Bils, evangelische Pastorin und Honorarprofessorin für missionarische Kirchenentwicklung. 

Ihr Portal soll ein Marktplatz für Ideen sein. Es soll zeigen, wie wertvoll digitale Glaubensvermittlung sein kann und wie stolz es kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter macht, wenn ihre Arbeit professionell beworben wird. Natürlich, sagt der Pastoraltheologe Sellmann, bleibe analoge Verkündigung in einer Gemeinde immer wichtig. Aber sie könne durch digitale Unterstützung eben noch wirksamer werden. So könne eine Youtube-Predigt geistlich intensiver sein als eine Predigt, die man im Gottesdienst erlebt – weil sie durch eine kreative Kameraführung oder durch hinterlegte Musik und Farben die Botschaft des Gesagten verstärkt. Sellmann betont aber, man wolle die althergebrachte Arbeit nicht abwerten, sondern ergänzen und beflügeln. 

Die Religionswissenschaftlerin Kathrin Trattner arbeitet bei zap:pool mit – und berichtet, wie sehr digitale Glaubensformate gewachsen sind. Viele Kirchenleute waren in der Corona-Zeit gezwungen, Neues auszuprobieren – und haben erfahren, dass sie es können und dass es ankommt. 

„In der Pandemie hat sich gezeigt, dass sich die Reichweite von kirchlichen Formaten extrem erhöhen kann“, sagt Trattner. Sie sprächen auch Menschen an, die sonst nicht im Gottesdienst sitzen: „Als junger, kirchenferner Interessierter ist die Schwelle niedriger, sich mal einen Podcast anzuhören oder eine Predigt auf Youtube anzuschauen, als in die Kirche zu gehen.“ 

Mittlerweile gebe es viele Projekte, die den Glauben modern kommunizieren, sagt Trattner. Oft stammten die Initiativen von engagierten Privatleuten, die kein finanzstarkes Bistum im Rücken haben. Diese Initiativen sichtbar zu machen, ist den Machern von zap:pool besonders wichtig. Noch recherchieren Trattner und eine Kollegin die Projekte, die für eine Vorstellung infrage kommen, zum Großteil selbst. Sie hofft aber, dass sich künftig mehr und mehr Projektmacher von sich aus bewerben. Der Pastoraltheologe Sellmann wünscht sich, dass zap:pool auch die Entscheider aus den Bistümern mit den Kreativen aus der Werbebranche vernetzt. Künftig, so denkt er, könnten sie sich einmal im Jahr treffen und gemeinsam Ideen entwickeln.

„Wer Predigt hört, denkt langweilig“

Es sei so wichtig, dass der Glauben auf ästhetisch ansprechende Art vermittelt wird, betont Sellmann. Denn zurzeit sei alles, was mit Seelsorge und Kirche zu tun hat, belastet durch negative Bilder: „Wer Weihrauch hört, denkt Schwade. Wer Priester hört, denkt Missbrauch. Wer Predigt hört, denkt langweilig.“ Es sei schwer, gegen diese Bilder anzukommen, sagt Sellmann, aber man müsse es versuchen. 

Ob der Schwung, den er sich erhofft, an der Basis wirklich etwas bewegt? Sellmann ist davon überzeugt. Weil gerade jüngere Kirchenleute offen für Neues sind. Und weil die digitale Glaubensvermittlung so viele neue Möglichkeiten bietet – und in Zeiten knapper werdender Budgets effizient sein kann. Groß, sagt Sellmann, sei seine Hoffnung aber auch noch aus einem anderen Grund: weil er als Christ nun mal Berufsoptimist sei.