Christen-Konferenz "Weniger" in Augsburg

Profi-Popshow zu Ehren Gottes

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Rund 4.000 Christen sind zum Glaubensfest "Weniger" in Augsburg zusammengekommen. Auf dem Programm standen unter anderem Vorträge und Konzerte. Am Rande ging es zudem um wunde Punkte.

foto: kna/Christopher Beschnitt
Glaubensparty: Rund 4000 Christen kamen in Augsburg zusammen. Foto: kna/Christopher Beschnitt

So viel weniger war's gar nicht. "Weniger", unter diesem Titel kamen Christen zu einer Konferenz in der Augsburger Messe zusammen. Organisiert hatte das ökumenische Glaubensfest das Augsburger Gebetshaus, in dem seit 2011 rund um die Uhr gebetet wird und das der katholische Theologe Johannes Hartl leitet. In der Vergangenheit hieß das Spektakel "Mehr" und zählte vor Corona rund 12.000 Besucher. Zum Schutz vor der Pandemie wurden nun deutlich weniger Menschen eingelassen: den Veranstaltern zufolge 4.000. Doch das Programm geriet eindrücklich wie eh und je - eine professionelle Popshow zu Ehren Gottes.

Schweinwerfer rotierten und tauchten die Bühne in viele Farben, Bässe bummerten, auf der Tribüne schwenkten die Zuhörer ihre hochgereckten Arme. Rein optisch hätten die Konzerte so bei jedem Musikstar ablaufen können. Wären da nicht da nicht das Riesenkreuz in der Mitte der Bühne und die Texte zum Lobpreis des Herrn gewesen: "Du bist der Mann, mit den Augen wie Feuer. Du bist der Mann, mit einem Schwert im Mund" - solche Jesus-Hymnen laufen eher nicht auf Bayern 1 oder NDR 2. Neben der lauten Musik gab es leisere Vorträge zu religiösen Themen sowie Übungen zur stillen Einkehr.

Und es kam hoher Besuch: Augsburgs Bischof Bertram Meier feierte einen Gottesdienst auf der "Weniger". Kurz vor seiner Bischofsweihe 2020 hatte Meier noch gesagt, er wolle ein besonderes Augenmerk auf das Gebetshaus richten. Daraus dürfe keine neue Art von Kirche entstehen. Auch frage er sich, wie nachhaltig solch ein Event sei.

Nachhaltig gefüllt mit Weihrauch waren nun jedenfalls die Lichtkegel der Bühnenscheinwerfer bei Meiers Auftritt. Der Bischof warnte in seiner Predigt am Dreikönigstag vor seiner Ansicht nach falschen Prioritäten: "Ich denke, eine Gesellschaft, die sich an den Sternen von Macht und Besitz, Genuss, Einfluss und Egoismus ausrichtet, verliert schnell die Richtung." Auch eine Gemeinschaft, die sich geistlich nenne, könne eine solche Gesellschaft sein. Der Fixstern, an dem es sich zu orientieren gelte, sei vielmehr Jesus Christus. Von ihm sollten sie draußen Zeugnis geben, rief Meier die Gläubigen auf.

Auch die "Weniger"-Moderatoren gaben dem Publikum immer wieder Hinweise für draußen - Hinweise zu Verkaufsangeboten des Gebetshauses online und im Vorraum der Messehalle. Apropos Geld: In der Vergangenheit hatte es Klagen über die Eintrittspreise der Gebetshaus-Konferenzen gegeben. Bei der "Weniger" kosteten Karten bis zu 159 Euro.


Hartl über Kosten und Ausrichtung des Gebetshauses

Zu diesem Thema äußerte sich nun Johannes Hartl in einem auf der "Weniger"-Homepage veröffentlichten Beitrag. Hartl sagte: "Die Preise entstehen so, dass wir versuchen, auf null rauszukommen. Und es ist bei Weitem nicht sicher, ob wir das schaffen." Man überlege nun eine Konzeptänderung. "Das hieße zum Beispiel, stärker auf Sponsoring oder Spenden zu gehen. In der Vergangenheit wollten wir immer, dass alle Konferenzen sich durch den Teilnehmerbeitrag decken. Das wird leider immer schwieriger."

Auch zu Meiers Skepsis von 2020 zum Gebetshauses nahm Hartl Stellung: "Was hier passiert, ist eine Form von christlichem Leben in der heutigen Zeit." Der just verstorbene Papst Benedikt XVI. habe stets darauf verwiesen, "dass sich Kirchlichkeit und auch Christentum verändern wird, vielleicht auch eine kleinere Herde sein wird, sich vielleicht auch außerhalb bekannter Strukturen neu sammeln wird. Und dazu wollen wir einen Beitrag leisten, ohne aber konfessionell zu vereinnahmen."

Für Andrea Lehne war Kritik kein Thema. Sie sei aus Braunschweig zur "Weniger" angereist, sagte die 62-Jährige aus einer Freikirchen-Gemeinde. "Für das, was hier geboten wurde, war der Eintritt noch günstig. Hier herrscht eine Irrsinnsfreundlichkeit, eine wirkliche Willkommenskultur." Sie habe gelernt: "Es wird sich nichts verändern, wenn ich mich nicht bewege." Lehne ergänzte: "Ich verspüre jetzt noch mehr Lust darauf, meinen Glauben zu leben und in die Gesellschaft einzubringen."

Vielleicht kommt Lehne in einem Jahr erneut nach Augsburg. Denn 2024, so wurde auf der "Weniger" verkündet, soll es wieder eine "Mehr" geben, und zwar vom 4. bis 7. Januar.

kna