Streit um den Synodalen Weg

Regensburger Bischof kritisiert Reformdialog

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Vier Wochen vor der nächsten Vollversammlung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg streiten die Delegierten offen über theologische Inhalte, aber auch über die vorherrschende Diskussionskultur.


Er geht in die Offensive: der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, hier bei der Synodalversammlung im Februar 2020 in Frankfurt. Foto: KNA/Harald Oppitz

Am Freitag hatten Kritiker um den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer die neue Plattform https://synodale-beitraege.de/ mit alternativen Reformvorschlägen freigeschaltet. Dabei hatten sie betont, sie seien unzufrieden mit dem Fortgang des Dialogs, der "in den bisher gefahrenen Gleisen nicht ans Ziel führen kann".

Inhaltlich kritisieren sie vor allem den Haupttext des Synodenforums zu "Macht und Gewaltenteilung". Dieser enthalte Vorschläge, die die Einheit der katholischen Weltkirche sprengen könnten und die den Vatikan zu einem "Nein" zwingen müssten. 4 der 35 Mitglieder des Forums veröffentlichten daher einen Alternativtext. Einer von ihnen, der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken, kritisierte neben den Inhalten eine "einseitige" und wenig demokratische Zusammensetzung der Synodalforen. Reformkritische Stimmen seien zudem in den bisherigen Debatten übergangen oder ausgebremst worden.

Diesen Vorwurf wies der Bochumer Theologe Matthias Sellmann zurück und forderte die Kritiker auf, "diese missverständliche Äußerung, die den Synodalen Weg als Prozess diskreditiert, öffentlich zurückzunehmen". Den Kritikern hielt er zudem vor, an den Sitzungen des Forums zum Teil gar nicht oder zumindest nicht sehr aktiv teilgenommen zu haben. Zweifel an der Fairness der Beratungen seien daher völlig deplatziert.

Kritik am Alternativtext auch von einem Betroffenen sexualisierter Gewalt

Picken bekräftigte daraufhin seine Vorwürfe: "Auf mehrere schriftliche Eingaben und teils sehr detailliert ausgearbeitete inhaltliche Kritik wurde nicht oder nur oberflächlich eingegangen", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auch Hinweise zur Diskussionskultur habe man mehrfach vergeblich vorgebracht. Er verwies zudem auf externe Kritik an den theologischen Inhalten des Forumstextes, die etwa von den Kardinälen Walter Kasper und Kurt Koch gekommen sei.

Unterdessen kam auch inhaltliche Kritik am Alternativtext - und zwar vom Bochumer Theologen Thomas Söding und von Johannes Norpoth, der als Betroffener sexualisierter Gewalt am Synodalforum teilnimmt. Der Alternativtext rede die wirklichen Probleme der Kirche klein. Unter anderem würden die notwendige Beachtung der Geschlechtergerechtigkeit, der stärkeren Mitverantwortung von Laien und einer "tiefgreifenden Umgestaltung der kirchlichen Sexualmoral" nicht ausreichend thematisiert oder sogar verleugnet.

Stattdessen werde dem Vorschlag der übergroßen Mehrheit "denunziatorisch vorgeworfen, nicht mehr katholisch zu sein, weil angeblich das Weiheamt ausgehöhlt werde, wenn von geteilter Leitungsverantwortung, effektiver Machtkontrolle und notwendiger Rechenschaft gesprochen wird". Der Alternativtext, so Söding und Norpoth weiter, halte stattdessen an Führungsmodellen aus der Vergangenheit fest und an "klerikalen Privilegien, die als sakrosankt gelten sollen".

Vom 30. September bis 2. Oktober treffen sich die mehr als 200 Delegierten zur nächsten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt.

kna/Gottfried Bohl