Anfrage zur Entstehung des Universums

Schöpfer des Himmels und der Erde?

In einer Fernsehsendung über die Entstehung der Erde wurde ausführlich vom Urknall und der Entwicklung von Galaxien, Sternen und Milchstraßen berichtet. Aber keinmal war die Rede von Gott. Was sagt die katholische Kirchenlehre über die Rolle Gottes bei der Entstehung von allem? Werner Paulus, ein Leser aus Belgien

Im Glaubensbekenntnis heißt es: „Ich glaube an Gott ..., den Schöpfer des Himmels und der Erde“. Die Bibel erzählt im Buch Genesis von der Genese, der Erschaffung der Welt: „Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde“ (Gen 1,1). Aber die Bibel ist weder ein Geschichtsbuch noch ein naturwissenschaftliches Lehrwerk. Ihre Fragestellung ist eine andere, eine im Wortsinn theo-logische, also eine, die sich mit Gott (griech.: theos) und dem Sinn (griech.: logos) beschäftigt. Die Frage der Bibel bei der Entstehung der Welt ist deshalb nicht das physikalische Wie, sondern eher das sinngebende Warum.

Und genau hier ist Gott als der sinnstiftende Urheber der Schöpfung nicht wegzudenken aus biblisch-theologischer und damit auch aus kirchlicher Sicht: Gott hat die Welt gewollt, bevor sie da war, sie also aus dem Nichts erschaffen und mit Sinn erfüllt. Und begleitet sie durch die Evolution vom Urknall bis hin zum Menschen.

Im Katechismus, der die Glaubenslehre zusammenfasst, wird Gott als „Ursprung der Welt“ bezeichnet: „Gott hat die Welt mit Weisheit und Liebe aus freiem Willen erschaffen. Die Welt ist nicht das Ergebnis einer Notwendigkeit, eines blinden Schicksals oder des Zufalls.“ 

Genau deshalb macht die Naturwissenschaft den Schöpfer nicht überflüssig – und ebenso wenig widerspricht der Glaube an den Schöpfergott naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Es sind unterschiedliche Perspektiven und Fragestellungen. Extreme Ansichten des Kreationismus, der sich die Erschaffung der Welt wortwörtlich gemäß eines biblischen Tatsachenprotokolls vorstellt, sind dabei ebenso bedenklich und irreführend wie die Vorstellung, dass alles zufällig, beliebig und damit letztlich gottlos entstanden ist. 

Die Theologie hat keine naturwissenschaftliche Kompetenz; die Naturwissenschaft hat keine theologische Kompetenz. Beides kann sich aber mit unterschiedlichen Blickrichtungen sinnvoll ergänzen.

Michael Kinnen