SOLWODI hilft Frauen aus der Ukraine
Schutz vor Menschenhändlern
Der Strom an Flüchtlingen aus der Ukraine nach Deutschland weckt offenbar Begehrlichkeiten bei Kriminellen: Es hat in Osnabrück Versuche gegeben, Frauen am Bahnhof anzusprechen. Wahrscheinlich waren es Menschenhändler.
Seit Jahren kümmern sich die Beraterinnen von SOLWODI (Solidarität mit Frauen in Not) um Frauen, die Opfer von Gewalt wurden und Menschenhändlern entkommen sind. In Osnabrück existiert neben Braunschweig eine von zwei in Niedersachsen angesiedelten Beratungsstellen des kirchlich getragenen Vereins. Jetzt kommt auf die Beraterinnen eine neue Aufgabe hinzu, die sie sich nicht ausgesucht haben: Sie müssen geflüchtete Frauen aus der Ukraine davor schützen, in die Hände von Menschenhändlern zu fallen.
Nach einem Treffen mit der Osnabrücker Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) und dem Justiz-Staatssekretär Frank-Thomas Hett aus Hannover sagte SOLWODI-Leiterin Martina Niermann, in Osnabrück seien zwei junge Frauen angesprochen und nach Hannover gebracht worden. „Sie wurden zurückgebracht, Gott sei Dank ist nichts Schlimmes passiert. Davor müssen wir die Frauen bewahren.“
Die Bundespolizei kontrolliert auf den Bahnhöfen, die Gewerkschaft der Polizei fordert Schutzzonen. Das Problem beschreibt Staatssekretär Hett so: Die Kontaktaufnahme sei nicht strafbar. „Die Strafverfolgung kann erst einsetzen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.“ Seine Behörde bringt deshalb Flyer unters Volk, die zweisprachig über die Gefährdungslage informieren.
SOLWODI will jetzt die Präventionsarbeit ausbauen, braucht dafür aber unbedingt Personal – aber dafür mangelt es an Geld. Bisher sei es nur möglich, Warnhinweise an den Bahnhöfen zu plakatieren, für mehr reiche die Zeit nicht, so Martina Niermann. Der Verein trägt sich durch Zuschüsse von Stadt und Land sowie durch Spenden. „Wir brauchen mehr finanzielle Unterstützung“, sagt Niermann. „Egal ob vom Bund, dem Land oder den Kommunen, ich nehme alles.“ Staatssekretär Hett versprach, das Anliegen mit nach Hannover zu nehmen und im zuständigen Sozialministerium anzuklopfen. „Wenn ich das richtig sehe, sind die Zuschüsse auch schon lange nicht mehr angepasst worden“, sagte er.
Oberbürgermeisterin Pötter will den präventiven Ansatz unterstützen. Sie lobte SOLWODI als „einen zuverlässigen Partner, der geflüchteten Frauen Wege eröffnet, um in unserer Stadt anzukommen“.
Matthias Petersen