Leitfaden im Bistum Mainz zu Katholiken anderer Muttersprache
Sie sind Teil der Pfarrei, keine Gäste
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„Ich freue mich auf die Probleme, die wir haben werden“, sagt die Vertreterin der spanischsprachigen Gemeinde Mainz Gema Echevarria optimistisch und ohne Scheu vor Konflikten. Konkret geht es um die gemeinsame Nutzung von Gebäuden mit den deutschsprachigen Gemeinden. Gebäude stehen im Zuge des Pastoralen Wegs überall auf dem Prüfstand. Auch die Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum – kurz GKaM – werden damit zu tun haben.
Bei der Herbstvollversammlung des Beirats von Katholiken anderer Muttersprache stellte Johannes Brantzen, Ansprechpartner für die GKaM im Bischöflichen Ordinariat im Referat Kirchenentwicklung, einen Leitfaden für die künftige Zusammenarbeit der GKaM und der deutschsprachigen Gemeinden vor. Bei der Sitzung, die als Video-Konferenz stattfand, betonte er, dass die GKaM „Teil der Pfarreien auf Augenhöhe sein werden“. Waren die Gemeinden anderer Muttersprache bisher „unselbstständige Bestandteile des Bistums Mainz“ wie es im Leitfaden heißt, werden sie in den neuen Pfarreien „genauso Gemeinde innerhalb des Netzwerks Pfarrei wie die jetzigen deutschen Pfarreien“.
Circa 25 Prozent aller Katholiken des Bistums sprechen eine andere Muttersprache. Gemeinden gibt es vor allem in den Sprachen Italienisch, Kroatisch, Portugiesisch, Spanisch und Polnisch. Zum 1. Januar gründen sich drei neue polnische Gemeinden in Worms, Gießen und Darmstadt. Die Grundsatzentscheidung, dass die GKaM fortbestehen sollen, war bereits vor zwei Jahren festgeschrieben worden. Mit dem neuen Leitfaden geht es um die Umsetzung. Die Entscheidung hat Folgen für Finanzen, Gebäude, Personal, Verwaltung, Gremien sowie die interkulturelle Zusammenarbeit mit den deutschsprachigen Gemeinden.
Diskussionsbedarf bestand bei der Beiratssitzung vor allem bei Gebäuden und Pfarrbüros. Letztere sollen künftig auf der Ebene der Pfarrei gebündelt werden. Für muttersprachliche Gemeinden haben sie aber eine besondere Funktion für Menschen, die aus dem Ausland zuziehen und in den Gemeinden ihrer Heimatsprache eine Anlaufstelle suchen. Zum ersten Thema sagte Johannes Brantzen: „Gebäude sind ein heikler Punkt, denn an ihnen hängen Emotionen.“ Er nannte das Argument, das für alle auf dem Pastoralen Weg gilt: „Wenn das Bistum handlungsfähig sein will, braucht es massive Einsparungen bei den Gebäuden.“ Das betreffe alle, auch die GKaM. „Der Gebäudeprozess sieht vor, dass sich alle an einen Tisch setzen.“ Die Interessen aller sollen berücksichtigt werden. Dennoch werde es auch Fälle geben, wo eine GKaM umziehen müsse.
Künftig braucht es gute Absprachen
Johannes Brantzen empfahl den GKaM, gut in den Projektgruppen vertreten zu sein. Isabelle Vergata Petrelli, Vorsitzende des Beirats von Katholiken anderer Muttersprache, äußerte den Wunsch, dass die Arbeitsgruppen die GKaM mitdenken, „auch wenn niemand aus den GKaM in ihnen mitarbeitet“. Nicht selten seien die muttersprachlichen Gemeinden mehr in den Pfarreiräumen präsent als die deutschsprachigen Gemeinden, stellten Mitglieder des Beirats fest. Bewusst war allen, dass es künftig gute Absprachen braucht. Johannes Brantzen betonte, dass man sich frei machen müsse von der Logik, dass so und so viel Prozent an Fläche dieser oder jener Gemeinde gehören. Zu den Beiratsvertretern sagte er: In den künftigen Pfarreiräumen „sind Sie nicht mehr
Gäste, sondern Teil der Pfarrei, das sind dann auch Ihre Räume.“
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