Krippenfeiern statt Christmetten

So retten wir Weihnachten

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An Ostern sind wegen Corona die Gottesdienste ausgefallen. Weihnachten aber werden wir wohl feiern können. Wie kann das gelingen, in diesem speziellen Jahr? Schon jetzt sollten Gemeinden anfangen, sich Gedanken zu machen.  

Eine Kerze und ein Stern an einem Christbaum
Allzu lange ist es gar nicht mehr hin, bis die Christbäume aufgestellt werden. In diesem Jahr lohnt es sich besonders, früh an Weihnachten zu denken.

Von Andreas Lesch 

An Weihnachten sind die Kirchen so voll wie sonst nie. Speziell an Heiligabend sind vielerorts schon eine halbe Stunde vor dem Beginn der Gottesdienste alle Sitzplätze belegt – und sogar in den Gängen stehen die Menschen dicht an dicht.  An Weihnachten kommen nicht nur die treuen Kirchgänger. Auch viele, die das ganze Jahr keine Messe besucht haben, tauchen plötzlich auf. Weil diese Feier für sie zu Weihnachten dazugehört.

Und in diesem Jahr? Noch weiß niemand, wie die Corona-Lage in Deutschland im Dezember aussehen wird. Fest aber steht: Die Gemeinden werden Weihnachten wegen des Virus anders feiern müssen als sonst. Menschenmengen in prallvollen Kirchen, die gemeinsam „O du fröhliche“ schmettern, wird es nicht geben. Wie aber lässt sich dann das Weihnachtsgefühl schaffen, das so viele ersehnen? Wie lassen sich die Leute berühren, wenn alles mit Vorsicht und Abstand passieren soll? 

Wer jetzt Antworten auf diese Fragen sucht, der braucht Fantasie und Kreativität. Drinnen zu feiern, birgt in jedem Fall Konfliktpotenzial: Wie will man die wenigen Plätze in der Kirche so vergeben, dass am Ende nicht viele Gläubige verärgert sind? Wer soll da Priorität genießen? Draußen ist alles entspannter. Dort ist nicht nur die Ansteckungsgefahr geringer als drinnen, es können auch mehr Menschen teilnehmen. Vielleicht könnte vor der Kirche oder auf dem Marktplatz gefeiert werden, auf einem Schulhof, vor einer Kapelle, auf einem Bauernhof, an einem Wegkreuz, sagt Marius Linnenborn, der Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts. Es gibt Gemeinden, die mieten für Heiligabend ein Zirkuszelt; andere planen Gottesdienste auf einem Parkdeck. Wieder andere denken an Open-Air-Gottesdienste in Sportstadien oder im Wald.

Natürlich muss nicht jede Feier eine Christmette sein – angesichts des Priestermangels ist das in vielen Gemeinden ja ohnehin gar nicht möglich. Sinnvoll sind vermutlich eher viele kurze, kompakte Feiern; die würden auch bei nasskaltem Wetter noch funktionieren, zur Not mit Schirm und dicken Socken. Sicher werden diese vielen verschiedenen Feiern eine Menge Arbeit machen: Corona-konforme Krippenspielgruppen müssen sich finden, Chöre und Instrumentalisten organisiert werden, Licht und Ton funktionieren. Und irgendjemand muss all die Feiern natürlich auch leiten. 

Die Menschen sehnen sich nach Gemeinschaft

Wenn eine Gemeinde aber jetzt viele Menschen zum Mitmachen bei neuen Wegen animiert, kann dieses Weihnachten eine Chance für sie sein. Vielleicht trägt manche frische Idee auch für die Zeit nach der Pandemie. Vielleicht finden sich inspirierende Formen und ökumenische Teams, die auch in Zukunft funktionieren. Vielleicht kommt man mit Familien in Kontakt, die vorher noch nicht zur Kerngemeinde gehört haben.

Jetzt, in der Corona-Krise, nach Monaten voller Ungewissheit und Frust, werden gewiss noch mehr Menschen als sonst sich an Heiligabend nach Gemeinschaft, nach Gesang und Gefühl, nach der mutmachenden Weihnachtsbotschaft sehnen. Die Kirche kann diese Menschen begeistern. Auch die, die ihr sonst fern sind.