Letzte Vollversammlung des Synodalen Wegs

Spannung vor dem Finale

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Der Synodale Weg steht vor dem Abschluss. In der nächsten Woche treffen sich die Delegierten in Frankfurt zur letzten Vollversammlung. Das Treffen wird brisant – und es ist nicht das Ende des Reformwegs.

Foto: kna/Julia Steinbrecht
Der Sitzungssaal der Synodalversammlung in Frankfurt. Hier wird über Reformen in der Kirche gestritten. Foto: kna/Julia Steinbrecht

Von Ulrich Waschki

Beim letzten Treffen des Synodalen Wegs kam es zum Eklat: Ein Beschluss über sexuelle Vielfalt scheiterte an einer fehlenden Mehrheit unter den Bischöfen. Für Aufregung sorgte vor allem, dass die ablehnenden Bischöfe sich vorher weitgehend in Schweigen gehüllt hatten und die Ablehnung überraschend kam. 

Das ist diesmal anders: Seit Wochen wird hinter den Kulissen heiß diskutiert. Antragskommissionen versuchen, viele Änderungsanträge aufzunehmen, um größtmögliche Mehrheiten zu bekommen. Für einen Beschluss müssen die Mehrheit der 230-köpfigen Versammlung und zwei Drittel der Bischöfe zustimmen. Ob diese Bischofsmehrheiten etwa bei Segensfeiern für homosexuelle Paare oder bei konkreten Vorschlägen zum Umgang mit nichtbinären Personen zustande kommen, ist unsicher. In dieser Woche treffen sich die Bischöfe zu ihrer Vollversammlung in Dresden und werden über die Themen beraten. Ergebnisse liegen erst nach Redaktionsschluss dieser Zeitung vor.

Die Bischöfe hatten den Synodalen Weg mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) 2019 aus der Taufe gehoben. Damals befanden sie sich angesichts des Missbrauchsskandals in einer Sackgasse und suchten den Befreiungsschlag, um Ursachen von Missbrauch zu bekämpfen und Vertrauen zurückzugewinnen. Der Synodale Weg sollte die von einer Studie benannten Ursachen für Missbrauch bearbeiten. Anfang 2020 startete er. Dann kam Corona. Erst im Herbst 2021 ging es richtig weiter. Angesichts der vielen Themen wurde er um eine fünfte Vollversammlung verlängert. Doch auch diesmal könnte die Zeit zu knapp werden: Zehn Texte stehen auf der Tagesordnung. Viel für gut zwei Tage Beratung. Wahrscheinlich werden einige Vorlagen nicht behandelt werden können und gehen an den Synodalen Ausschuss, der den Reformprozess weiterführen soll. Er ist als Vorstufe für einen Synodalen Rat gedacht, den Rom per Brief verboten hat. Offen ist, wie eine Lösung dieses Konflikts aussehen kann. 

Gut zwei Wochen vor der letzten Vollversammlung kündigten vier Frauen an, aus dem Synodalen Weg auszusteigen. Die vier Vertreterinnen der konservativen Richtung haben sich immer wieder mit kritischen Wortmeldungen eingebracht, die aber keinen Widerhall bei der Mehrheit fanden. Nun sehen sie den Synodalen Weg endgültig als Irrweg, der die katholische Lehre verlässt. 

Der Weg hat einiges erreicht, nun wird offen diskutiert

Was der Synodale Weg konkret verändert, wird die Zukunft zeigen müssen. Wie wird Rom auf Beschlüsse reagieren? Auch da sind Konflikte programmiert. Und in Deutschland werden vielen angesichts der hohen Erwartungen die Ergebnisse nicht reichen. Erreicht hat der Weg dennoch einiges. In kurzer Zeit wurde eine neue Grundordnung für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verabschiedet. Zudem werden Themen nun offen diskutiert. Bischöfe haben ihre Positionen verändert. Schwelende Konflikte wurden öffentlich. Das bringt aber auch Spannungen. So warnt Kurienkardinal Marc Ouellet vor einem Schisma. Auch nach der letzten Sitzung ist der Synodale Weg der deutschen Kirche nicht zu Ende.