Ordensfrauen bei "Fridays for Future"

Streikende Schwestern

Image

Die Nachrichten über die Klimakrise sind bedrückend und machen Angst. Kann man da überhaupt noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben? Ja, sagen die Oberzeller Franziskanerinnen. Sie gehen für den Klimaschutz auf die Straße – und wollen sich nicht entmutigen lassen. 

Zwei Ordensfrauen der Oberzeller Franziskanerinnen laufen beim Klimastreik von "Fridays for Future" mit.
Demonstrieren für eine gerechtere Welt: Die Oberzeller Franziskanerinnen
beteiligen sich mit Plakaten an den „Fridays for Future“-Protesten. 

Von Andreas Kaiser

Es ist, zumal in diesen oft so aufgeregten Zeiten, ein wohltuendes, ein sehr bedachtes Gespräch. Als es jedoch um das Thema Hoffnung geht, sprudelt es aus der Ordensfrau Beate Krug auf einmal heraus. „Es macht mir Hoffnung, dass die Proteste gegen den Klimawandel trotz Pandemie nicht verstummen. Es macht mir Hoffnung, dass sich immer mehr kirchliche Verbände an den Aktionen beteiligen. Es macht mir Hoffnung, dass so viele verschiedene Menschen und Gruppen in aller Welt beim Klimaschutz jetzt mit einer Sprache sprechen. Und es macht mir Hoffnung, dass die Medien so oft über das Thema berichten und dass sich der Klimaschutz mittlerweile auch in vielen Parteiprogrammen findet.“

Schwester Beate ist Nachhaltigkeitsbeauftragte der Oberzeller Franziskanerinnen. Seit gut 165 Jahren setzt sich der in Würzburg gegründete Orden für Frauen in Not ein. Darüber hinaus haben sich zuletzt einige Schwestern des Konvents an Demonstrationen und Streiks für den Klimaschutz beteiligt. Die Franziskanerinnen sind Teil von „Churches for Future“ (Kirchen für Zukunft). 

Das ökumenische Netzwerk gehört wiederum zur „Fridays for Future“-Bewegung, die erst am vergangenen Freitag mit einem weltweiten Protesttag wieder für Aufsehen sorgte. Die Bewegung ist mittlerweile riesig. Neben Schülern und Christen haben sich inzwischen auch etliche Künstler (Artists for Future), Wissenschaftler (Scientist for Future) sowie Studenten (Students for Future) in die Freitagskundgebungen eingereiht. Auch das stimmt Schwester Beate zuversichtlich, dass es mit Greta Thunberg „eine Jugendliche geschafft hat, eine große globale Bewegung anzustoßen und damit bei vielen Menschen ein erhöhtes Bewusstsein für den Umweltschutz zu schaffen“. 

Sie wollen sich für Gottes Schöpfung einsetzen 

Schon früh interessierte sich die Ordensfrau für Umweltthemen. Sie engagierte sich in der Eine-Welt-Gruppe in ihrer Pfarrgemeinde. Nach dem Abitur absolvierte Beate Krug zunächst ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Anschließend ließ sie sich zur Umweltingenieurin ausbilden. Doch der Umweltschutz ist für Schwes­ter Beate mehr als nur Profession. Auch privat fährt sie möglichst oft Rad und versucht sorgsam mit Wasser, Strom und Wärme umzugehen. 

„Das Bewusstsein eines Menschen sollte sich immer auch auf dessen Handeln auswirken“, sagt sie. „Was mich antreibt, ist die Ungerechtigkeit.“ Der eigene Lebensstil sollte anderen Menschen möglichst nicht schaden, erklärt die Ordensfrau mit Blick auf ärmere Länder, die schon heute von den Folgen des Klimawandels mit großer Wucht getroffen werden. Vor allem in Afrika, Asien und auf den pazifischen Inseln zerstören Ernteausfälle, Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen sowie der steigende Meeresspiegel den Lebensraum vieler Menschen, Pflanzen und Tiere.

Beate Krug ist Nachhaltigkeitsbeauftragte bei den Oberzeller Franziskanerinnen.
Beate Krug ist Nachhaltigkeitsbeauftragte
bei den Oberzeller Franziskanerinnen. 

Theologisch lässt sich der Gedanke, dass Christen sich für die Umwelt beziehungsweise Gottes Schöpfung einsetzen sollen, bereits aus der Bibel ableiten. Schon im zweiten Schöpfungsbericht ist nachzu­lesen, dass Gott uns Menschen nicht nur beauftragte, diesen Planeten zu bearbeiten, sondern auch, ihn zu behüten. Als dann 2015 Papst Franziskus den Klima- und Umweltschutz sozusagen zur Chefsache erklärte, fühlten sich viele Christen, Verbände und Hilfswerke bestärkt. 

Mit ihren Plakaten sind die ­Ordenfrauen ein Hingucker

In seiner Enzyklika Laudato si’ hat der Papst einen verantwortlichen Umgang mit den Ressourcen des Planeten angemahnt. „Ohne soziale und ökologische Transformation wird es nicht gehen“, sagt auch Schwester Beate. Zudem habe Franziskus nicht umsonst vom „gemeinsamen Haus Erde“ gesprochen, das es zu bewahren gelte. „Das ist auch meine Vision. Dass es möglich ist, eine Welt zu schaffen, in der alle gut leben können.“ Nicht nur ein paar privilegierte Länder. 

In dem Orden von Beate Krug wird der Umwelt- und Klimaschutz großgeschrieben. Das Gästehaus der Oberzeller Franziskanerinnen entspricht modernsten Standards für Nachhaltigkeit. Darüber hinaus „kaufen wir vor allem regionale und saisonale Produkte ein“, versichert die Umweltingenieurin. Um Plastikmüll zu vermeiden, beschaffen sich die Schwestern viele Lebensmittel in einem ­Unverpackt-Laden. 

„Wir Christen stehen in dieser globalen Bewegung wie wenige andere für die Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass trotz des Klimawandels, der wie ein Damoklesschwert über uns allen hängt, ein gutes Leben möglich ist“, sagt auch Monika Maria Schell. Sie ist die katholische Koordinatorin bei dem 2018 gegründeten „Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit“ aus dem die Initiative „Churches for Future“ hervorging. 

Schell ist überzeugt, dass es immer eine besondere und meist positive Wirkung hat, wenn sich Kirchenakteure politischen Forderungen anschließen. „Eine Ordensschwester mit einem Klimaplakat in der Hand ist einfach ein ermutigender Hingucker“, sagt sie. Zudem spreche die Kirche eine ganz andere Zielgruppe an als die Demonstrationen von Schülern. 

Schwester Beate geht noch einen Schritt weiter. Natürlich sieht sie, dass beim Klimaschutz noch vieles im Argen liegt, auch hierzulande. Oder wenn in Brasilien der für das Weltklima wichtige Regenwald brennt. Als Christin aber lässt sie sich davon nicht entmutigen: „Ich glaube daran, dass da noch einer ist, der alles in seinen Händen hält.“ Der Glaube ermöglicht ihr zudem einen besonderen Umgang mit den Herausforderungen dieser Zeit. „Ich muss nicht alles selbst machen. Ich darf auch mal loslassen und vertrauen“, sagt die Ordensfrau.