Vor dem Hintergrund der Kölner Studie

Synodaler Weg berät über Missbrauch

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Statt der dritten Synodalversammlung läuft zurzeit eine zweitägige Online-Konferenz des Synodalen Wegs. Zu Beginn sprachen die Deligierten vor allem über ein Thema: die mangelhafte Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln. 

Das Logo des Synodalen Wegs zeigt ein Kreuz, dass sich nach recht zu einem Pfeil öffnet.
Klare Kante auf dem Synodalen Weg: Die Deligierten fordern bei einer Online-Versammlung, Konsequenzen aus dem Skandal um die Missbrauchsarbeitung im Erzbistum Köln. Auch ein Rücktritt dürfe kein Tabu sein. 

Unter dem Eindruck der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln hat am Donnerstag eine zweitägige Online-Versammlung des Reformprojektes Synodaler Weg begonnen. Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hatten sich vor der Konferenz erstmals seit Wochen zu Wort gemeldet. Woelki räumte vor und während der Versammlung Fehler bei der Aufarbeitung in seinem Erzbistum ein. Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, der zuvor Personal-Chef in Köln gewesen war, sagte in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung", er habe darüber nachgedacht, sein Amt ruhen zu lassen.

Für den Limburger Bischof und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hängt die Glaubwürdigkeit des Synodalen Weges vom Umgang mit dem Skandal ab. In einer Pressekonferenz vor der Online-Konferenz sprach er von einem "Prüfstein", der über den Erfolg entscheide. Das Synodal-Präsidium betonte in einem Schreiben, die Missbrauchsaufarbeitung in Köln habe Vertrauen zerstört und viele am «Willen kirchlicher Autoritäten zu vorbehaltloser Aufklärung zweifeln» lassen.

In dem Präsidiumsbrief, den unter anderen Bätzing und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, unterzeichneten, heißt es: "Rechtsverstöße, pflichtwidriges Verhalten und Verfahrensfehler müssen überall rechtskonform und ohne Ansehen der Person geahndet werden." Verantwortliche müssten Konsequenzen ziehen, wobei "auch ein Rücktritt kein Tabu sein" dürfe.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, berichtete über die verbesserten Strukturen zur Aufarbeitung des Missbrauchs. Er sprach davon, dass in den Bistümern Betroffene und Fachleute noch stärker beteiligt werden sollen. Die interdisziplinär besetzten Kommissionen sollen sich untereinander austauschen und mit Fachberatungsstellen kooperieren.

Anschließend äußerten sich die drei Sprecher des von der Bischofskonferenz eingerichteten Betroffenenbeirats, Johannes Norpoth, Kai Moritz und Johanna Beck. Sie betonten, der Synodale Weg dürfe nicht länger auf die Stimme der Betroffenen verzichten. "Mit Betroffenen zu reden ist vorteilhafter und empathischer, als über sie zu reden", so Norpoth. Beck forderte, Machtstrukturen zu hinterfragen.

Woelki räumte in seiner Wortmeldung während der Online-Konferenz ein, dass Vertrauen verloren gegangen sei. Er selbst trage die Verantwortung für Fehler, es tue ihm Leid, dass Betroffene dadurch erneut traumatisiert wurden. Woelki erneuerte die Zusage, dass er Aufklärung und Aufarbeitung wolle. Im Erzbistum Köln werde man persönliche und systemische Verantwortlichkeiten klar benennen. Mehrere Teilnehmer der Konferenz hatten Woelki zuvor in Wortmeldungen kritisiert. Vereinzelt erhielt er aber auch Zuspruch. ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann dankte Woelki für sein neues Aufklärungs-Versprechen und sagte, die Synodalen würden den Kardinal beim Wort nehmen.

Von den 229 Synodalen hatten sich 221 zu dem coronabedingt gewählten Format angemeldet, das sind 96,5 Prozent. Die Synodalversammlung ist das höchste beschlussfassende Gremium des Synodalen Wegs. Auf der virtuellen Konferenz wollen die vier Foren des Synodalen Wegs Einblick in ihre Arbeiten geben. Sie widmen sich den Inhalten des Reformdialogs: Macht, priesterliche Lebensform, Sexualmoral und Rolle der Frauen. 

kna/Michael Jaquemain