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Theologie im Fernkurs – das Angebot der Stunde?

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Theologie im Fernkurs: Was können Interessierte durch das Büffeln zuhause erreichen?  Ein Interview mit Dr. Marco Bonacker, der im Bistum Fulda für „Theologie im Fernkurs“ zuständig ist.

 

Ist „Theologie im Fernkurs“ jetzt das Angebot der Stunde?

Tatsächlich, Corona und Fernstudium passen gut zusammen. Manche Menschen haben in der aktuellen beruflichen Lage, etwa durch Kurzarbeit, Zeit, sich intensiver mit Fragen zu beschäftigen, die sie schon immer interessiert haben. Unser Angebot „Theologie im Fernkurs“ ist sehr flexibel und selbstverantwortet und hat so große Vorteile.

Was kann man bei „Theologie im Fernkurs“ lernen?

Man taucht ein in die großen theologischen Fragen der letzten  2000 Jahre und erhält so einen Überblick darüber, wie die Kirche sich entwickelt hat und wie relevant die Gottesfrage heute ist. Es gibt dafür einen Grund- und einen Aufbaukurs. Viele beginnen zunächst aus persönlichem Interesse, für einige wird „Theologie im Fernkurs“ dann auch zur beruflichen Perspektive, etwa mit dem Berufsziel Diakon oder Gemeindereferentin/Gemeindereferent.

Hat sich das Lernen in der Coronazeit verändert?

Wir begleiten die Teilnehmer, die dies wollen, mit monatlichen Studientagen in Fulda. 
Diese wurden jetzt ins Digitale verlegt. Das kam extrem gut an, weil ja auch die Fahrzeiten von Kassel, Gelnhausen oder Marburg nicht unerheblich sind. Trotzdem muss ich etwas Wasser in den Digitalisierungswein gießen. Es gibt doch vieles auf der persönlichen Ebene, das digital nicht einzuholen ist. Die Kommunikation etwa in Mimik und Gestik ist stark runtergefahren, Gruppenarbeit ist schwierig, und wir wollen ja, dass sich die Teilnehmer/innen auch persönlich kennenlernen und über ihre Gründe austauschen, Theologie zu studieren. Deswegen braucht es auch gemeinsame Pausen und informelle Gespräche. 
Wir wollen sobald wie möglich wieder zu den gemeinsamen Studientagen in der „realen Welt“ zurückkehren.

Werden Sie auch Neues beibehalten?

Ja, wir bieten in Zukunft digital kleinere Einheiten unter der 
Woche an, quasi „After Work Häppchen“. Wir haben gemerkt, das ist für die Teilnehmer gut machbar und kommt ihnen entgegen. So versuchen wir, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.  

Wie viele Teilnehmer studieren derzeit „Theologie im Fernkurs“ im Bistum Fulda?

Es sind etwa 30 im Grundkurs und im Aufbaukurs 25, dazu kommen noch die Menschen, die Gemeindereferentin werden wollen oder Diakon und bereits im pastoraltheologischen Kurs sind.

Am 12. September beginnt das neue Studienjahr. Aber ein Einstieg ist immer möglich ...

Ja, aber wir empfehlen den Einstieg jetzt, das ist attraktiv wegen unserer monatlichen Studienbegleitung, die thematisch von vorne beginnt. Alle 24 Lehrbriefe werden gemeinsam Schritt für Schritt bearbeitet und man lernt seine „Mitstreiter“ kennen. Diese Gruppe bietet eine Dynamik, die sehr helfen kann, indem Beziehungen aufgebaut werden und man sich gegenseitig unterstützt.

„Theologie im Fernkurs“ wird dieses Jahr 50 Jahre alt, aber das große Jubiläum in Würzburg musste ausfallen. Sie haben sich Ersatz überlegt.

Ja, wir werden erstmals Teilnehmer zu einer Abschlussveranstaltung ins Bonifatiushaus einladen. Professor Thomas Söding wird einen Vortrag halten, und von der Bistumsleitung ist Generalvikar Christof Steinert dabei. Wir wollen Wertschätzung zeigen und Anerkennung, denn ein solches Fernstudium durchzuziehen, bedeutet viel Aufwand, es braucht die Unterstützung der Familie, und es ist eine Riesenleistung. Da soll nicht nur ein Zeugnis per Post zugestellt werden. Mit dieser Veranstaltung schlagen wir auch die Brücke zu den Anfängen von Theologie im Fernkurs vor 50 Jahren, denn die Weiterbildung von Laien und die Betonung ihrer Verantwortung als Christen in der Welt ist eine besondere Frucht des Zweiten Vatikanums.

Das Bistum hat verstanden, dass es ganz erheblich von den Menschen profitiert, die sich in dieser Weise in die Theologie reinknien?

Ja, denn diese Menschen folgen einem Antrieb, ihren Fragen nachzugehen, tiefer zu schürfen. Sie befassen sich auch mit ihrer Berufung als Christen, lassen ihren eigenen Glauben herausfordern und erfahren vielfach nach einer ersten Verunsicherung durch die wissenschaftliche Theo- 
logie in einem zweiten Schritt eine neue Absicherung ihres Glaubens. Damit wirken sie in ihrem Umfeld, in ihrer Familie, in ihrem Ehrenamt. Und einige merken, dass sie aus ihrer Berufung einen Beruf machen wollen: Sie gehen den Weg weiter zum Berufsbild Gemeindereferent/in oder Diakon. Das ist ein Riesenpotential, das das Bistum nicht brachliegen lassen will.

Merken auch Sie bei ThiF die Kirchenkrise?

Die vielen Anfragen an die Kirche machen unsere Arbeit nicht schwieriger, sondern spannender und notwendiger, denn wir suchen nach den Antworten. Glaube an Gott und Leben in der Spätmoderne zusammenzubringen ist ja gerade so interessant. Dass Theologie sich der Rationalität stellen kann, dass sie an Plausibilität gewinnen kann, das ist eine spannende Lernkurve. 
Interview: Ruth Lehnen

https://www.bistum-fulda.de/bistum_fulda/kirche_aktiv/erwachsenenbildung/#anchor_1d99360c_Accordion-Theologie-im-Fernkurs

https://fernkurs-wuerzburg.de/

Zur Sache: „Theologie für alle“

Im echter-Verlag ist zum 50-Jahr-Jubiläum von „Theologie im Fernkurs“ (ThiF) ein Buch erschienen. Herausgeber ist der Leiter von ThiF und stellvertretende Direktor der Domschule Würzburg, Dr. Thomas Franz.

Thomas Franz: Theologie für alle – 50 Jahre Theologie im Fernkurs, 219 Seiten, echter, 16,90 Euro

Ruth Lehnen