Das Jahr 2021 für die katholische Kirche
Tiefe Gräben und und krumme Dinger
Ein gutes neues Jahr – das haben viele Familie, Nachbarn und Freunden gewünscht. Ein gutes neues Jahr mögen wir auch unserer Kirche wünschen. Allein: Einfach wird es nicht. Vor der Kirche liegen große Brocken, die den Weg nicht leicht machen.
„Bereitet dem Herrn den Weg. Macht gerade seine Straßen. Jede Schlucht soll aufgefüllt, und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.“ Diese Sätze des Propheten Jesaja gehören liturgisch in den Advent. Sachlich sind sie ganzjährig gültig. Denn einen Berg von Problemen hat die Kirche wahrlich – und dazu tiefe Gräben und einige krumme Dinger.
Relevanzverlust
Die Kirche ist nicht wichtig – diese Meinung ist der größte Brocken, den es aus dem Weg zu räumen gilt. Tatsächlich kommen ja viele Menschen sehr gut ohne die Kirche durchs Leben. Selbst für Trauungen und Beerdigungen gibt es heute nichtkirchliche Angebote – und schlecht sind die wahrlich nicht.
Das Corona-Jahr hat diese Tendenz verstärkt. Selbst treue Kirchgänger merken auf einmal: Es geht auch ohne. Zumal Fernseh- und Onlinegottesdienste inhaltlich und musikalisch oft liebevoller gestaltet sind als die Hausmannskost vor Ort. Es ist eine Illusion zu glauben, dass es in den Gemeinden nach dem letzten Lockdown so wird, wie es vor dem ersten war.
Am Anfang muss also die ehrliche Frage stehen: Wofür brauche ich die Kirche? Wofür brauchen meine Kinder sie? Und, ja, auch das: Wofür braucht Gott sie? Und sage niemand: zur Verwaltung seiner Sakramente. Ein bisschen mehr muss da schon kommen, wenn wir Menschen heute (neu) überzeugen wollen, dass ohne Caritas, ohne kirchliche Kitas oder Pflegeheime und ohne die Botschaft von Gottes Liebe etwas fehlt.
Der Synodale Weg
Eigentlich hätten Ende Januar schon Dreiviertel dieses Weges bewältigt sein sollen. Tatsächlich fällt die Vollversammlung jetzt aber schon zum zweiten Mal coronabedingt aus. Außerdem säen immer wieder Teile der Kirche Zweifel, ob dieser Weg irgendwohin führt oder ob er
eine Sackgasse ist. Die Gräben zuzuschüten zwischen Reformern und Bewahrern, wird nicht leicht. Zumindest wenn sie sich wechselseitig als nicht-mehr-katholisch oder ewiggestrig bezeichnen.
Finanzen
Die Kirchensteuer bricht früher ein als gedacht – bedingt durch Corona und durch immer mehr Kirchenaustritte. Viele (Erz-)Bistümer haben Kürzungen von Zuschüssen angekündigt; manche schließen Bildungshäuser oder Schulen. Und all das ist nur der Anfang eines schmerzhaften Prozesses. Denn wenn Vertrautes aufgegeben werden muss, wenn gar Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, dann kann das leicht dort Gräben aufreißen, wo vorher ebene Straßen verliefen.
Aufarbeitung des Missbrauchs
Auch wenn man es nicht mehr hören kann und will: Das Thema wird uns auch 2021 begleiten. Und es liegt in der Hand der Bischöfe, der Bistümer, Täter beim Namen zu nennen, glaubhafte Konsequenzen zu ziehen und dadurch neue Wege zu bereiten. Den Opfern, den Menschen, die an ihrer Kirche verzweifeln, und damit, wie Jesaja sagt, dem Herrn. Denn das ist das Ziel: Wege zu ebnen, damit die Menschen eine Chance haben, Gott zu finden. Auch in der Kirche.