Digitale Frauenversammlung wählt junge Frauen nach vorn

Überraschung bei Frauenversammlung

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Starkes Zeichen bei der Wahl zur ersten Frauenkommission für das Bistum Mainz: Die meisten Stimmen entfielen auf zwei der jüngsten Frauen, die sich zur Wahl gestellt hatten: Laura Hölz (26) und Helena Arnold, 21 Jahre alt.  Von Ruth Lehnen


Zur Wahl standen 33 Kandidatinnen im Alter von 21 bis 80 Jahren. Am Ende wählten 194 Frauen. Jede hatte zwölf Stimmen, musste aber nicht von allen Stimmen Gebrauch machen. Die Frauen wählten außer Hölz und Arnold auch die 21 Jahre alte Antonia Maria Papenfuhs: Drei Frauen unter 30 Jahren hatten sich zur Wahl gestellt, alle drei wurden gewählt. Weitere Mitglieder der Frauenkommission sind: Ina May, Renate Flath, Andrea Keber, Kerstin Pulm, Nicola Inés Diefenbach, Ursula Büsch, Anne-Kathrin Lamke, Carina Ohler und Schwester Mrija Hope Nuculay (siehe unten).
Die Frauenkommission wird von Bischof Peter Kohlgraf eingesetzt als "Beratungsgremium des Diözesan-Pastoralrats und des Bischofs". Sie soll die Beteiligung von Frauen und die Geschlechtergerechtigkeit fördern.
Schon die Premiere einer digitalen Frauenversammlung zeigte den Wunsch der Frauen nach Austausch und Vernetzung. Die Frau, die am weitesten entfernt teilnahm, saß in der Bretagne vor ihrem Computer.
Bischof Peter Kohlgraf und Katrin Brockmöller. Foto: Ruth Lehnen

Bischof Peter Kohlgraf zeigte sich erfreut über das große Interesse. Ursprünglich war mit etwa 100 Frauen bei einer Präsenzveranstaltung gerechnet worden. Angemeldet hatten sich dann 265. Moderiert von Dr. Katrin Brockmöller (Direktorin Katholisches Bibelwerk) tauschten sich die Frauen in digitalen Chatrooms aus. Sie wagten zu träumen: So könne die Kirche Vorreiterin sein beim Thema Leitung und zum Beispiel mehr Leitung in Teilzeit ermöglichen. Demgegenüber stand der von etlichen Frauen ausgedrückte Frust darüber, dass das Priesteramt und der Diakonat in der katholischen Kirche nur Männern zugestanden wird.

Weiter diskutierten die Frauen über struktuelle Ungerechtigkeit wie den Gender-Pay-Gap; also die Tatsache, dass Frauen immer noch für dieselbe Arbeit weniger Geld bekommen als männliche Kollegen. Beim Thema Verkündigung wurde die Förderung der Frauenpredigt gefordert, und das Thema sexualisierte Gewalt treibt viele Frauen um. Welche Konsequenzen in der Pastoral soll die Erkenntnis haben, dass auch erwachsene Frauen Opfer von sexualisierter Gewalt werden, so wurde gefragt.

Frauen von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und dem Katholischen Deutscher Frauenbund (KDFB) hatten Bischof Peter Kohlgraf die Einrichtung einer Frauenkommission vorgeschlagen. Nicht verwunderlich also, dass Frauen aus den Verbänden wie kfd und KDFB ebenso in die Frauenkommission gewählt wurden wie Vertreterinnen der Bewegung Maria 2.0. Zwei Vertreterinnen, die für den SkF (Sozialdienst katholischer Frauen) stehen, wurden nicht gewählt. Der kfd verbunden sind zum Beispiel Renate Flath als Geistlich-Theologische Begleiterin. Im KDFB ist Ursula Büsch aktiv. Ina May bringt Verbandserfahrung mit aus GCL (Gemeinschaft Christlichen Lebens), KjG (Katholische junge Gemeinde) und BDKJ (Bund der deutschen katholischen Jugend). Für Maria 2.0 stehen Andrea Keber und Maria Antonia Papenfuhs. Helena Arnold ist bei den Pfadfindern aktiv. Vier Lehrerinnen und zwei Studentinnen wurden in die zwölfköpfige Frauenkommission gewählt. Einen ungewöhnlichen Lebenslauf hat als "gebürtige Amerikanerin" und Ordensfrau Schwester Mrija Hope Nuculaj.

Das Team im Hintergrund rund um die Geschäftsführerin der Frauenkommission, Barbara Wolf, hatte in der Vorbereitung der Versammlung ganze Arbeit geleistet; kleinere technische Schwierigkeiten wurden souverän bewältigt. Zwar hörten die Teilnehmerinnen zu Beginn der Veranstaltung nicht wie geplant die Domglocken, aber sie erlebten viele Frauen aus der ganzen Breite des Bistums und gaben in einer digitalen Umfrage in der Mehrzahl an, sie fühlten sich ermutigt. Am 15. September findet die konstituierende Sitzung der Frauenkommission statt.

Folgende Frauen sind in die Frauenkommission gewählt worden, sie müssen noch von Bischof Peter Kohlgraf berufen werden, aber das gilt als Formsache:

  • Laura Hölz (26, Mainz-Laubenheim): will die Vernetzung der Frauen weltweit voranbringen
  • Helena Arnold (21, Darmstadt): will, dass Frauen predigen dürfen und in kirchliche Entscheidungen eingebunden sind
  • Ina May (35, Darmstadt): will ehrlichen und offenen Dialog (keine Kommission um der Kommission willen)
  • Renate Flath (60, Heppenheim/Bergstraße): will die Sichtbarkeit von Frauen in Glauben und Liturgie erhöhen, will ansprechbar sein für von Missbrauch betroffene Frauen
  • Antonia Maria Papenfuhs (21, Obertshausen): will generationenübergreifenden Dialog und eine gelebte Streitkultur
  • Andrea Keber (57, Nieder-Olm): will Geschlechtergerechtigkeit in allen Bereichen
  • Kerstin Pulm (49, Mainz-Hechtsheim): will neue Formen und Arbeitsinhalte von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen Teams entwickeln
  • Nicola Inés Diefenbach (33, Eppertshausen): will, dass Jugendliche in der Kirche "aktiver mitgedacht werden"
  • Ursula Büsch (59, Ingelheim-Heidesheim): will "ihre Kreativität, ihr planerisches Denken und einfühlsames Mitdenken" in die Kommission einbringen
  • Anne-Kathrin Lamke (44, Mainz): will Orte schaffen, die viele anziehen und begeistern
  • Carina Ohler (41, Mainz): will Kirche zukunftsfähig machen durch Neugestaltung/Weiterentwicklung
  • Schwester Mrija Hope Nuculaj (33, Breuberg im Odenwald): will, dass Frauen gemeinsam "die wunderschöne, mächtige Berufung der Frau erkennen"

Dieser Artikel wurde aktualisiert.

Lesen Sie hier einiges zur Vorgeschichte: Anja Weiffen und Ruth Lehnen im Gespräch mit Martina Hauzeneder vom KDFB, Susanne Winnekens-Udovic von der kfd und Barbara Wolf vom Ordinariat Mainz: https://www.kirchenzeitung.de/bistum-mainz-plant-frauenkommission

Kontakt: Frauen*kommission Geschäftsstelle

c/o Barbara Wolf (Geschäftsführerin)

Bischofsplatz 2

55116 Mainz

frauenkommission@bistum-mainz.de

Telefon: 06131 253 253

 
 
 
 
 
 
Ruth Lehnen