Umzug als Aufbruch
Die zwei theologischen Fakultäten der Johannes Gutenberg-Universität – die katholische und die evangelische – sind in ein neues Gebäude am Taubertsberg umgezogen. Damit ist die Theologie in Mainz in eine neue Ära aufgebrochen. Von Klaus Altenbach.
Wohin mit der Theologie? Diese Frage stellte sich die Leitung der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität schon vor einigen Jahren. Die Gebäude am Forum auf dem Uni-Campus, wo die theologischen Fakultäten bisher untergebracht waren, sind stark sanierungsbedürftig. Nach längerem Suchen entschied man sich für den Umzug an einen neuen Standort in Mainz. Zwischen Taubertsbergbad und dem MED Facharztzentrum in der Wallstraße baute ein Investor das neue Gebäude, in dem die Universität mehrere Etagen für zunächst zehn Jahre gemietet hat. Der Innenausbau war Mitte September abgeschlossen, so konnte der Umzug noch in den Semesterferien beginnen.
Ungewohnte Distanz zu anderen Einrichtungen
Professor Konrad Huber, Umzugsbeauftragter für die katholische Seite, sagt: „Das war auch höchste Zeit, denn bis zum Vorlesungsbeginn des Wintersemesters blieben nur noch drei Wochen.“ Trotzdem ist es gelungen, pünktlich mit dem Lehrbetrieb zu starten. Nur die theologische Bereichsbibliothek brauchte ein wenig mehr Zeit, bis alle Bände des umfangreichen Bestands im neuen Gebäude verfügbar waren.
Wie gehen nun Studierende und Dozenten mit ihrem neuen Standort um? Professor Huber meint: „Der Umzug ist ein Aufbruch, der mit Herausforderungen, aber auch Chancen für die theologischen Fakultäten verbunden ist.“ Der Uni-Campus ist nun fußläufig etwa 15 Minuten entfernt. Das schafft eine ungewohnte Distanz zu den anderen Einrichtungen der Universität. Da die Veranstaltungen für Lehramtsstudierende weiterhin auf dem Campusgelände stattfinden, muss man häufig zwischen den Standorten pendeln.
Neue Möbel und moderne Technik
Viel Lob gibt es andererseits für die Ausstattung des neuen Gebäudes. Hörsäle und Seminarräume, sowie die Büros der Lehrenden, erhielten neue Möbel und moderne Technik. Auch die Bibliothek präsentiert sich in neuem Licht: Früher auf zwei Etagen – evangelisch und katholisch – getrennt, ist sie nun benutzerfreundlich vereint. Auch der Lehrbetrieb findet für beide Konfessionen jetzt auf derselben Etage statt, so dass man sich viel häufiger begegnet. Für die Ökumene ist der Umzug sicher ein Gewinn.
Nachgefragt: Wie kommt der neue Standort bei Studierenden an?
Sebastian Bleek: „Ich finde es sehr schön, neue Räume zu haben mit deutlich besserer Ausstattung als vorher. Es ist ein bisschen ungewohnt, dass man zwischen zwei Orten pendeln muss, aber an anderen Unis ist das völlig normal und wird sich einspielen. Wir nutzen die Räumlichkeiten zusammen mit der evangelischen Fakultät. Das eröffnet Chancen für den ökumenischen Dialog.“
Foto: Klaus Altenbach
Katrin Lang: „Ich bin aus Würzburg gekommen und dieses Semester neu in Mainz. Alles ist ganz modern, hell und freundlich, aber eher funktional. Es fehlt mir noch ein wenig die Gemütlichkeit. Ich frage mich, wo hier die Treffpunkte sind, wo man sich mal zusammensetzen kann. Der Innenhof ist ganz nett gestaltet, eignet sich aber jetzt im Winter nicht so sehr.“
Foto: Klaus Altenbach
„Als ich zum ersten Mal in das neue Gebäude kam, war ich schon begeistert. Ich bin zum Beispiel froh, nun in einer helleren und moderneren Bibliothek mit Steckdosen an jedem Platz arbeiten zu können. Auch die bessere Luft und die bequemeren Stühle tragen zu einer besseren Lernatmosphäre bei, auch wenn das Ausklinken der Theologie vom Campus schade ist.“
Foto: Klaus Altenbach
Isabel Wodatschek: „Der Umzug der Bibliothek mitten im Semester hat mich gestört, aber die Räume, die wir jetzt haben, sind sehr angenehm zum Arbeiten und zum Aufenthalt. Auch ein ökumenischer Begegnungsraum ist vorgesehen. Generell finde ich es schade, dass die Theologie vom Campus weggezogen ist. Das erweckt ein bisschen den Eindruck fehlender Relevanz.“
Foto: Klaus Altenbach