Viel Arbeit für den Spiritual
Der aus Wien stammende Pater Johannes Herz ist neuer Spiritual des Priesterseminars, Seelsorger für die Seelsorger und Superior der Jesuiten am Kleinen Michel. Zudem betreut er die französischsprachige Gemeinde.
VON ANDREAS HÜSER
Pater Johannes Herz ist Wiener. Im August vergangenen Jahres hat ihn sein Orden nach Hamburg versetzt. Hamburg und Wien? Kann das gut gehen? „Ich finde, die Städte sind so unterschiedlich gar nicht“, sagt der Jesuitenpater. „Hamburg, das ist zwar weit weg von Wien. Aber es ist nicht der Amazonas.“ Und in Wien wird auch nicht nur Walzer getanzt. Auch in der österreichischen Hauptstadt bilden die Katholiken (30 Prozent der Einwohner) eine religiöse Minderheit. Pater Herz bleibt in seiner Ordensprovinz. Denn diese umfasst heute die Schweiz, Österreich, Deutschland, Schweden und Litauen. Außerdem: Seelsorge in der Großstadt hat überall ähnliche Aufgaben. Deshalb hat sich der Priester schnell an seinem neuen Wirkungsort eingelebt.
Schon als Kind lernte Herz Französisch
In Hamburg hat Johannes Herz eine Reihe von Aufgaben. Er ist Spiritual des Priesterseminars, Seelsorger für die Seelsorger im Erzbistum Hamburg – außerdem Superior (Leiter) der Hamburger Jesuitengemeinschaft. Eine Zusatzaufgabe ist die Betreuung der französischsprachigen Gemeinde in Hamburg. Das Französisch des Österreichers ist perfekt, er hat schon als Kind die französische Schule in Wien besucht und später in Paris studiert. Die französische Gemeinde besteht aus Franzosen – viele von ihnen arbeiten bei Airbus – und Afrikanern. Kommunionunterricht, Trauungen, es kommen Fragen zur Kirchensteuer, die es weder in Frankreich noch in Afrika gibt. „Das ist mehr als ein Nebenjob. Ich möchte in den nächsten Jahren erst einmal die Personen in dieser Gemeinde kennenlernen.“
Ein Spiritual ist in einem Priesterseminar für die geistliche Ausbildung der angehenden Priester zuständig. Viel Priesternachwuchs gibt es im Norden nicht. Trotzdem hat der Spiritual viel Arbeit. Denn mittlerweile arbeiten 14 Diözesen in der Priesterausbildung zusammen. Hamburg ist dabei ein zentraler Ort, an dem im Frühjahr ein vierwöchiger Kurs in Vorbereitung der Diakonweihe stattfindet. Auch an den anderen Zentralorten wie Paderborn oder Erfurt ist der Hamburger Spiritual gefragt. Als Seelsorger für die Seelsorger im Erzbistum wird Pater Herz zweimal im Jahr Exerzitien anbieten – im Aufbau ist außerdem ein Exerzitienangebot, das über den Kreis der pastoralen „Profis“ hinausgeht.
Viel internationale Erfahrung
Bei diesen Tätigkeiten kann Johannes Herz auf viele Erfahrungen zurückgreifen. Er hat in der Berufungspastoral gearbeitet, als Schulseelsorger, Religionslehrer und Exerzitienleiter, dazu Erfahrungen in einer psychiatrischen Klinik gemacht. Und Hamburg ist nicht sein erster Auslandseinsatz. Dublin, Paris, Australien, Nürnberg waren Studien- und Arbeitsorte.
Wie er zu den Jesuiten kam? Im Priesterseminar, bei Exerzitien und während des Studiums am Milltown-Institute in Dublin, einer Jesuitenhochschule, kam er mit dem Orden in näheren Kontakt. „Das waren Leute, die konnten gut zuhören. Und sie hatten alle eine interessante Mischung. Jeder hatte für sich selber einen ganz klaren Kurs – aber ebenso auch Verständnis für Leute, die etwas ganz anderes machen.“
Diese Haltung passt gut zu den Eigenarten der Norddeutschen. Deshalb hat es der Wiener Pater auch nicht bereut, dass er zu der überraschenden Berufung nach Hamburg ja gesagt hat.