Ausstellung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Vom Glutofen zur Schwammstadt

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Die Mehrheit der Menschen weltweit lebt in Städten und es werden immer mehr. Doch wie sollen heiße Sommer und verstopfte Straßen künftig bewältigt werden? Eine Ausstellung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zu nachhaltigen Stadtlandschaften gibt Denkanstöße.


Das Modell zeigt, wie eine begrünte Fassade am Altbau
aussehen würde. Foto: Andrea Kolhoff

Begrünte Fassaden, Pflanzen auf dem Dach, Energie aus Solarstrom und unterirdische Zisternen, die das Regenwasser auffangen: So könnte die Stadt der Zukunft aussehen. Könnte? Nein muss, wenn die Metropolen auch künftig lebenswert sein sollen. Immer mehr Menschen weltweit leben in Städten, schon jetzt ist es die Hälfte der Weltbevölkerung, und diese Zahl wird bis zur Mitte des Jahrhunderts noch steigen.

Gleichzeitig werden auch die Herausforderungen für das Leben in Städten größer, auch in Europa: durch steigende Hitze, wachsende Wasserknappheit, hohen Energiebedarf und Transportprobleme. Eine Ausstellung im Naturerbe-Gebäude der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück zeigt, was sich tun muss, damit die Städte sich positiv entwickeln können. 

Die Ausstellungsmacher von „Grün Stadt Grau – nachhaltige StadtLandschaften“ haben viele Fakten zusammengetragen und machen Vorschläge zu Veränderungen, die notwendig sind, damit die Menschen in den Städten auch im Sommer weiter atmen können. Jeder Städter kennt das aus den vorangegangenen Sommern, die auch in Deutschland heiß waren: Die Luft staut sich zwischen den Häusern und kühlt sich auch nachts kaum ab. Doch dem lässt sich entgegenwirken, indem das Mikroklima in der Stadt verbessert wird: Mit weniger Autoverkehr und mehr Grün.  

Die Ausstellung zeigt, wodurch sich Verbesserungen ergeben könnten. Eine gute Stadtentwicklung fängt bei umsichtiger  Stadtplanung an, die Flächenverbrauch und -versiegelung ebenso im Blick haben muss wie die Notwendigkeit, öffentliche Parks und Grünflächen zu schaffen. Die Besucher und Besucherinnen können dies an einem Modell selbst ausprobieren: eine bestimmte Fläche mit Holzelementen „bebauen“ und Einfamilien- oder Hochhäuser platzieren, Tennisplatz oder Schwimmbad miteinplanen und sehen, wie schnell die Fläche belegt ist. 

Hochhäuser aus Holz statt aus Beton

Ein größeres Augenmerk muss künftig auf das Grün in der Stadt gelegt werden. Grünflächen sind fest einzuplanen und bestehende Parks müssen erhalten werden, denn sie dienen als grüne Lunge. Mehr Grün in der Stadt lässt sich durch Fassaden- und Dachbegrünung erreichen (siehe Artikel unten „Jetzt schon für morgen ...“). Die Ausstellung macht auch klar, wie wichtig jeder einzelne Stadtbaum ist: So nimmt ein ausgewachsener Stadtbaum an einem Sommertag etwa 18 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) auf und produziert etwa 13 Kiloramm Sauerstoff, er filtert Schadstoffe und Feinstaub aus der Luft und kühlt die Umgebungstemperatur um bis zu drei Grad ab.

Wie die Folgen von Unwettern mit Starkregen gemildert werden können, sehen die Besucherinnen an der Station zum Konzept der Schwammstadt. Der Begriff Schwammstadt bezeichnet Quartiere, in denen weniger Flächen versiegelt wurden, grobporige Pflastersteine mehr Regenwasser im Boden versickern lassen, ein Mulden-Rigolen-System Wasser auffängt und ableitet und Überflutungsflächen eingeplant sind, so dass es trotz Starkregens nicht zu Katastrophen kommt. Es gibt Wasserspiele und offene Wasserflächen, die mit Regenwasser gespeist werden und im Sommer für eine Abkühlung der Luft sorgen.  

Weitere Stationen befassen sich mit den Themen nachhaltiger Energieerzeugung (Windkraft, Solarenergie, Biogas) und Energieeinsparung. Man erfährt, dass es viel Energie verbraucht, alle Geräte im Haus mit dem Internet zu verbinden (Smart Home) und auch die Angewohnheit, Streamingdienste zu nutzen statt in der Mediathek Filme zu gucken, kostet zu viel Energie, denn die Server der Streaming-Anbieter sind wahre Stromfresser. In Privathaushalten wird die meiste Energie durch Heizen verbraucht, hier kann es helfen, Kellerdecke, Wände und Dach zu dämmen.

Wie wichtig ein Umdenken in der Baubranche ist, zeigt eine Kommode, deren Schubfächer Beispiele für Alternativen zum Beton vorstellt. Die Produktion von Zement verursacht dreimal so viel CO2 wie der Flugverkehr. Also könnte man mit Lehm bauen (Alnatura Campus in Darmstadt), mit Recyclingbeton (Umweltstation der Stadt  Würzburg) oder mit Holz: Ein 19-geschossiges Haus aus Holz entsteht derzeit im Hamburger Stadtteil HafenCity.

Andrea Kolhoff 

„Grün Stadt Grau“ kann bis Frühjahr 2023 in Osnabrück besucht werden. Vom 14. April bis 8. Oktober 2023 ist die Wanderausstellung in der Bundesgartenschau in Mannheim, ab 2024 im Naturerbezentrum auf Rügen zu sehen. Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der DBU und der Klima Arena Sinsheim. Mehr Informationen