Ganzjahreskrippe in Lindenholzhausen

Von Geburt bis Auferstehung

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Ein Besuch in der Pfarrkirche St. Jakobus in Lindenholzhausen lohnt sich. Die Weihnachtskrippe ist nicht abgebaut. Sie hat eine andere Bedeutung bekommen. Bis Ostern gibt es jetzt jede Woche eine neue Szene zu  bewundern. Von Barbara Faustmann



Die Frauen am Grab: Auferstehungsszene in der Pfarrkirche in Lindenholzhausen


Es herrscht emsiges Gewusel in  St. Jakobus im Limburger Stadtteil Lindenholzhausen. In der Kirche scharen sich Männer und Frauen. Eine von ihnen ist Fritzi  Töpfer. Sie schafft mit Kehrblech und Besen Ordnung. Blendend weißer Sand ist es, den Fritzi Töpfer mit dem Handbesen bearbeitet.
Töpfer gehört zur Krippengruppe. Sieben Frauen und neun Männer sind zuständig für die Belange der Weihnachtskrippe. Das Besondere: Seit zwei Jahren wird sie nicht – wie sonst üblich – nach der Weihnachtszeit zu Maria Lichtmess am 2. Februar abgebaut. Winfried Breser ist schon seit 65 Jahren in der Gruppe aktiv. Er hat nach und nach das Wurzelholz, Moos und Steine für die Krippe im Wald gesammelt. „Es ist sehr aufwändig, die Krippe aufzubauen, und so entwickelte sich vor etwa zwei Jahren die Idee, sie bis Ostern stehen zu lassen – aber mit anderer Bedeutung“, erzählt Breser.
Aktuell sind drei Engel in weißem Gewand zu sehen. Jesus hockt verkrümmt, nach 40 Tagen Fastenzeit, unter den Engeln gegen einen Stein gelehnt. Ihm gegenüber präsentiert sich ganz in Schwarz der Teufel mit seinen irdischen Schätzen. Tand und Glitzer bietet er wohlfeil an, um Jesus in der Wüste davon zu überzeugen,  auf seine falschen Worte zu hören.

Lebendig. Erzählen. Ausdrücken.

Die Puppen, insgesamt 41 an der Zahl, sind sehr biegsam und haben bewusst alle keine Gesichter. Dazu gesellen sich Esel, Pferde und Schafe. Angefertigt hat sie die Vorsitzende des Vereins „LEA-Erzählfiguren“, Sibylle Wahl aus Burbach im Siegerland. „LEA“, das steht für „Lebendig. Erzählen. Ausdrücken.“. „Die Emotionen der Figuren sollen über die Körperhaltung ausgedrückt werden. Es passt nicht, wenn Jesus jetzt bekümmert aussieht und mit diesem Gesichtsausdruck dann auch aufersteht“, erklärt Andrea Schmaus einleuchtend.
Gemeindereferent Bernhard Harjung kommt hinzu. Ihm ist es wichtig, dass die szenischen Darstellungen des Sonntagsevangeliums bis Ostern nicht mehr als Krippe bezeichnet werden. „Dieses Wort macht sich an der Weihnachtskrippe fest“, betont Harjung, der ansonsten voll und ganz hinter der Sache steht.
Wie nehmen die Menschen das neue Projekt an? „Sehr gut. Sie kommen auch wochentags in die Kirche, um die dargestellte Szene in aller Ruhe zu betrachten oder still zu beten“, weiß Breser. Und es kommen die Kinder aus der benachbarten Kita und die Kommunionkinder, um zu schauen, wie sich die Puppen in veränderter Position zeigen. „Sie sind in Begleitung von Eltern oder Oma und Opa. Wir hoffen, damit auch mehr Menschen in die Kirche zu bekommen“, sagt Breser.
Zum Wochenende hin trifft sich  die Gruppe in der Pfarrkirche, um die neue Szene umzugestalten. Es macht allen sichtlich Freude. Die Anschaffung der Puppen ist von den Mitgliedern und von Spenden finanziert. Es lohnt sich auf jeden Fall, den Weg nach St. Jakobus zu gehen und sich in das vorösterliche Geschehen bis hin zur Auferstehung zu vertiefen.

Von Barbara Faustmann