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Warum dürfen Laien taufen?

Warum kann die Taufe als das wichtigste Sakrament auch von Laien gespendet werden? Aus der Redaktion

Die Taufe ist nicht nur die Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche, sondern auch nach katholischem Verständnis heilsnotwendig für alle, denen das Evangelium verkündet wurde und die die Möglichkeit haben, um die Taufe zu bitten. Weil die Taufe also so wichtig ist, besteht für alle, die noch nicht getauft sind, das grundsätzliche Recht, das Sakrament zu empfangen, wenn sie einigermaßen vorbereitet und willens sind. Deshalb müssen auch die Zugangswege entsprechend möglich sein, ohne damit der Willkür zu verfallen.

Der ordentliche Taufspender ist nach dem Kirchenrecht der Bischof, Priester oder Diakon. Wenn diese nicht vor Ort oder verhindert sind, kann der Bischof auch andere Personen damit beauftragen, etwa die Katechisten, die die Täuflinge auf dem Glaubensweg begleitet haben. Dazu genügt es nicht, dass der Pfarrer oder Priester oder Diakon vorübergehend etwa im Urlaub oder krank ist. Im Notfall, etwa in Lebensgefahr, darf jeder Mensch – sogar ein Nichtchrist! – die Taufe spenden, wenn er es nur in derselben Absicht wie die Kirche tut und den Täufling im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit Wasser tauft.

„Wenn sich ein Kind in Todesgefahr befindet, ist es unverzüglich zu taufen“, schreibt das Kirchenrecht in Canon 867, 2. Es geht sogar so weit, dass in Todesgefahr ein Kind nichtkatholischer Eltern selbst gegen deren Willen erlaubt getauft werden könnte. Hier gibt es allerdings erhebliche Bedenken auch von Kirchenrechtlern, diese Bestimmung anzuwenden, da dies dem Elternrecht widerspricht.

Es kommt hinzu, dass es mittlerweile in der Theologie breiter Konsens ist, dass die Barmherzigkeit Gottes auch ohne Taufe für diejenigen gilt, die ohne eigene Schuld das Evangelium nicht kennen – und dass Gott sie „auf Wegen, die er weiß, zum Glauben“ führen kann, wie das Zweite Vatikanische Konzil betont. Die Taufe ist schließlich keine Magie, sondern ein Sakrament der Liebe Gottes, dessen sich Taufspender und Taufempfänger bewusst sein sollten.

Michael Kinnen