Anfrage
Warum ist ein Diakon bei der Eucharistiefeier dabei?
Warum ist beim Sonntagsgottesdienst so oft ein Diakon anwesend? Muss er dabei sein? Könnte er nicht lieber in Gemeinden gehen, in denen es sonst gar keinen Gottesdienst gibt? B. K., 57627 Gehlert
Rein rechtlich ist das möglich und von vielen Gläubigen sicher gern gesehen, wenn ein Diakon eine Wort-Gottes-Feier am Sonntag in einer Gemeinde anbietet, die sonst gar keinen Gottesdienst hätte. Die Gottesdienstgemeinschaft ist so auch in kleineren Gemeinden möglich, und oft wird das auch gemacht.
Dennoch stellen sich dann mehrere Fragen: Geht es um eine „Gottesdienstversorgung“? Welchen Stellenwert hat die Eucharistiefeier, für die auch der Weg in eine Nachbargemeinde auf sich genommen wird? Welches Gemeindebild entsteht, wenn immer weniger Teilnehmer pro Gottesdienst kommen? Welche Rolle spielt der Diakon vom theologischen Selbstverständnis her – im Blick auf den Priester und im Blick auf andere Gemeindemitglieder, die Wort-Gottes-Feiern gestalten könnten? Für manche sind das theologische Spitzfindigkeiten, die ihrer Meinung nach pragmatisch gelöst werden sollten. Für andere entzünden sich daran Konflikte.
Das Römische Messbuch sieht im ordentlichen Ritus als eine von mehreren Möglichkeiten die „Messe mit Diakon“ vor. Dann hat er bestimmte liturgische Aufgaben in der Assistenz des Priesters – etwa die Verkündigung des Evangeliums, die Bereitung des Altars oder die Anleitung zum Friedensgruß sowie die Hilfe bei der Kommunionspendung.
All das sind aber keine Dienste, die in einer Eucharistiefeier nicht auch ohne ihn vollzogen werden könnten: vom Priester selbst oder von anderen liturgischen Diensten wie denen des Lektors, des Kantors oder des Kommunionshelfers.
In Deutschland gab es im Jahr 2018 etwa 2300 Ständige Diakone im aktiven Dienst. Dazu kommen die sogenannten Durchgangsdiakone auf dem Weg zur Priesterweihe. Die Zahl der Eucharistiefeiern an einem Sonntag ist dabei weit höher, so dass diese Form „Messe mit Diakon“ ohnehin eher die Ausnahme als die Regel ist und – wo sie stattfinden kann – eher zur Feierlichkeit beiträgt und das versammelte Gottesvolk, die Kirche, sichtbar darstellt.
Michael Kinnen