Warum kommuniziert der Priester zuerst?

Auf diese Frage gibt es verschiedene Antwortansätze. Schauen Sie mal, welche Sie überzeugend finden.

Erstens war es schon immer so. Schaut man in die frühesten Zeugnisse von Liturgien, wird für die Kommunion meist eine feste Reihenfolge angegeben: Zuerst nimmt der Bischof oder der zelebrierende Priester, dann folgen andere Kleriker in hierarchischer Ordnung, am Schluss das Volk. Man erkennt darin unschwer den pyramidalen Aufbau der Kirche.

Zweitens – und das scheint mir wichtiger – ist der Vergleich in Ihrer Frage ein bisschen schief. Denn der Priester ist nicht der Gastgeber, jedenfalls nicht so, wie Sie Gastgeberin sind, wenn Sie in Ihr Haus einladen. Gastgeber des eucharistischen Mahles ist Christus, niemand anderes. „Kommt alle her, die ihr zum Gastmahl des Herrn geladen seid“, ist ein bekannter Vers vor der Kommunion. Auch der Priester ist also Gast, insofern er den Leib und das Blut Christi empfängt, wie jeder andere auch.

Drittens ist er aber zugegebenermaßen ein besonderer Gast, nämlich der, der in gewisser Weise den unsichtbaren Gastgeber sichtbar darstellt. Aber eben nicht aus eigener Kraft. Nur dadurch, dass er selbst Christus empfängt, sich Christus sozusagen einverleibt, kann der Priester Christus repräsentieren und den Leib des Herrn weiterreichen.

Viertens wird Ihr Eindruck in vielen Gemeinden – auch zum Beispiel in der Gemeinde, in der ich wohne – dadurch relativiert, dass der Priester nicht alleine zuerst kommuniziert. Stattdessen verteilt er zunächst die Hostien an die liturgischen Dienste, die um den Altar versammelt sind; diese Männer, Frauen, Kinder und Jugendlichen halten die Hostie so lange in der Hand, bis der Priester an den Altar zurückgekehrt ist und sich selbst eine Hostie genommen hat. Dann kommunizieren die liturgischen Dienste alle gemeinsam. Aus dem Kelch trinkt dann tatsächlich der Priester zuerst, bevor er ihn den Erwachsenen am Altar reicht. Danach wird die Kommunion an die übrigen Gläubigen ausgeteilt.