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Warum liegen Reliquien in unseren Altären?

Warum liegen bis heute in jedem Altar Reliquien eines Heiligen oder oft sogar mehrerer Heiliger? Aus der Redaktion

Die frühen Christen feierten in den Katakomben, an den Gräbern der verehrten Vorfahren, Gottesdienst. Dies bedeutet eine Verbundenheit im Glauben auch über den Tod hinaus. Über den Grabstätten von besonders Verehrten, den Heiligen, wurden Kirchen erbaut, so etwa auch der Petersdom in Rom über dem Grab des heiligen Petrus. 

Ab dem achten Jahrhundert ging man dazu über, Teile von Gebeinen der Heiligen auch an andere Orte zu bringen, dorthin, wo Kirchen zu ihrer Verehrung gebaut wurden. Weil die Heiligen im Himmel Gott besonders nah sind, bedeutete die Nähe zu ihnen auch eine besondere Nähe zu Gott. Schon Teile ihres Körpers, Blut, Knochen oder auch Gegenstände, mit denen sie in Berührung gekommen sind, drücken dies in abgestufter Weise aus. Das sind die Reliquien, dem lateinischen Wort nach also „Zurückgelassenes“. 

Manche Gläubige erhofften sich von der Berührung mit Reliquien besondere Wirkungen. Schon die Apostelgeschichte berichtet davon, dass Tücher, die Paulus getragen hatte, auf Kranke gelegt wurden, die dadurch geheilt wurden. (Apg 19, 11) 
Auch das Wort aus der Apokalypse, dass sich „die Seelen unter dem himmlischen Altar“ befänden (Offb 6,9), führte zu der bis heute bekannten Praxis. Im Kirchenrecht (Canon 1237) heißt es, dass die alte Tradition beizubehalten sei, „unter einem feststehenden Altar Reliquien von Märtyrern oder anderen Heiligen beizusetzen“. 

Heute wird die Reliquienverehrung auch von Katholiken bisweilen kritisch hinterfragt. Gerade am zentralen Ort des Gottesdienstes, am Altar, ist sie vor allem ein Ausdruck dafür, dass die verehrten Heiligen nicht bloß legendär oder gar vergeistigte Engelwesen sind, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Sie haben auf der Erde gelebt und bleiben im Glauben auch über den Tod hinaus der Gottesdienstgemeinde verbunden. So sind sie als Mittler zu Gott auch für die Menschen heute im wahrsten Sinn des Wortes greifbar und begreifbar.

Michael Kinnen