Anfrage
Was ist eine Synode?
Für Papst Franziskus ist Synodalität ein großes Thema. Im Herbst 2022 gibt es dazu eine Bischofssynode in Rom, vorher soll es weltweit Synoden geben. Aber was ist eine Synode und was kann sie?
Vielleicht zeigt die Häufigkeit des Begriffs im Pontifikat von Papst Franziskus, wie wichtig ihm das ist, was Synodalität ausdrückt: Es ist ein gemeinsames Suchen auf einem Weg in die Zukunft der Kirche im Vertrauen auf die Führung des Heiligen Geistes. Dabei geht es dem griechischen Wort nach ganz explizit darum, gemeinsam („syn“) auf dem Weg („odos“) zu sein.
Kirchenrechtlich gibt es Diözesansynoden (Canon 460 ff. des Kirchenrechts) und Bischofssynoden (Canon 342 ff.), was Versammlungen von Bischöfen, anderen Klerikern und Laien – also dem Volk Gottes – nach vorgegebenen Regeln meint, die vor allem beratende Funktion haben. Verbindliche Entscheidungen kann nur der Bischof für die Diözese oder der Papst für die Weltkirche treffen.
Papst Paul VI. hat die Bischofssynode 1965 in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils festgeschrieben, die seitdem zu wichtigen Themen und Fragen der Weltkirche oder eines Kontinents einberufen werden. Eine Diözesansynode beschäftigt sich unter der Leitung des Bischofs mit Orientierungsfragen für das jeweilige Bistum, zuletzt in Deutschland etwa die Diözesansynode des Bistums Trier 2013–2016.
Es gibt aber auch andere Beispiele in der Geschichte der Kirche in Deutschland wie die Gemeinsame Synode der deutschen Bistümer in den Jahren 1971 bis 1975 oder die Diözesansynode des Bistums Meißen (1969–1971). Die evangelische Kirche praktiziert Synoden schon deutlich länger – hier werden auch verbindliche Kirchengesetze beschlossen. Insofern ist das nicht direkt vergleichbar.
Der Synodale Weg der Kirche in Deutschland ist eine Antwort auf die Erkenntnisse der „MHG-Studie“ 2018 zum sexuellen Missbrauch. Die Studie hatte (Macht-)Strukturen ausgemacht, die sexualisierte Gewalt im Bereich der Kirche begünstigen und die sich deshalb ändern müssen. Insofern ist der Begriff etwas irritierend, weil es hier nicht um eine Synode im kirchenrechtlichen Sinn geht, wohl aber um ein gemeinsames Suchen nach Antworten auf drängende Fragen.
Michael Kinnen