Weihnachten
Was weiß man über den Geburtsort Jesu?
Der Stall von Betlehem wird in vielen Liedern besungen und in vielen Kirchen und Häusern aufgestellt. Aber ist das historisch auch richtig?
Die Informationen über die Geburt Jesu sind knapp. Weltliche Quellen sprechen genauso wenig darüber wie Markus und Johannes. Von Matthäus erhalten wir zwei Hinweise: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren wurde, ...“ und: „Die Sterndeuter gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria ...“ Lukas schreibt um 85 n. Chr. die ausführlichste Geschichte: über die Reise nach Betlehem und dass Maria, „als sie dort waren“, Jesus gebar. „Und sie legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“
Dass Jesus in Betlehem geboren wurde, sagen also beide. Manche Theologen nennen das „theologische Geografie“: Jesus wurde in Betlehem geboren, weil das theologisch notwendig ist. „Doch dir, Betlehem, lässt der Herr sagen: So klein du bist unter den Städten in Juda, aus dir wird der Mann kommen, der künftig Israel führen wird“, heißt es beim Propheten Micha.
Ab Mitte des 2. Jahrhunderts entstand wegen des Begriffs „Krippe“ die Vorstellung, dass Jesus in einer Höhle geboren wurde, die Hirten als Unterschlupf dienten; solche Höhlen gab es reichlich rund um Betlehem. Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, bestimmte während einer berühmten Reise eine davon als Geburtsort Jesu. Über dieser Höhle ließ sie um 330 herum eine Kirche bauen – bis heute wird dort die Geburtsgrotte verehrt.
Der Stall wanderte erst im Mittelalter durch den heiligen Franziskus in die Geburtsgeschichte ein: In Assisi standen Krippen in Holzställen, nicht in Felshöhlen, deshalb ließ das weltweit erste Krippenspiel Jesus in einem Stall zur Welt kommen.
Manche Theologen gehen noch weiter. Sie setzen auf das „Haus“, von dem Matthäus spricht, und gehen davon aus, dass Jesus bei seinen Verwandten in Betlehem zur Welt gekommen ist, in einem damals üblichen Raum für Mensch und Tier. Weshalb die Krippe keine Notunterkunft, sondern ein warmer, sicherer Ort ist. Besser als die „Herberge“(hebr. katalyma). Die sei nämlich eher ein überfülltes Gästezimmer; anders als die Herberge („pandokeion“), in die der Samariter den Verletzten bringt.
Susanne Haverkamp