Was in 50 Jahren in St. Johannes Evangelist in Münchfeld geschah

Weißt du noch?

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50 Jahre – 50 Stelen: Unter diesem Motto lädt eine Ausstellung zum 50. Jahrestag der Kirche St. Johannes Evangelist im Mainzer Stadtteil Münchfeld dazu ein, Erinnerungen aus einem halben Jahrhundert zu teilen. Von Nicole Weisheit-Zenz.

Stelen Foto: Nicole Weisheit-Zenz
Was in 50 Jahren in dieser Kirche geschah, macht der Stelenpark sichtbar.
Foto: Nicole Weisheit-Zenz

Der 5. 5. 2005: Schon wegen des einprägsamen Datums denken Tanja und Matthias Hamm gern an ihre Hochzeit, noch dazu war es der 30. Geburtstag der Braut. Einen besonderen Rahmen für diesen Tag bildete „ihre“ Kirche St. Johannes Evangelist, mit der Tanja Hamm schon ihr Leben lang vertraut ist: 1975 wurde sie hier getauft, nun hat sie selbst eine Familie gegründet und wohnt „gleich um die Ecke“. Durch ihre drei Kinder fühlt sie sich noch enger mit der Gemeinde verbunden, sagt sie und nimmt sich ein paar der vorbereiteten Sticker für Trauung, Taufen und Erstkommunion. Mit Jahreszahlen versehen, sollen sie einen Platz an der jeweiligen Stele vor der Kirche finden. Jonas, Nico und Emily helfen mit und streifen neugierig durch den Park, um sich die schon aufgeklebten Fotos anzuschauen.

Dass die Kirche auf diese Weise nach außen tritt

Durch 50 Stelen mit Zahlen von 1968 bis 2018, eine für jedes Jahr, soll das Gemeindeleben in den vergangenen 50 Jahren dokumentiert werden, mit Erinnerungen, Erlebnissen, Ereignissen. „Die Ausstellung sollte außerhalb der Kirchenräume stattfinden, um möglichst viele Menschen anzusprechen“, erklärt Bardo Zöller. Der Gemeindereferent lädt zum Aufschreiben ein, zudem können Fotos aufgeklebt werden. Dadurch soll ein lebendiges Bild entstehen, das interessant ist für Alteingesessene wie neu Hinzugekommene und interaktiv im Gegensatz zu gedruckten Festschriften, die wohl nicht so oft zur Hand genommen würden. Der Gedanke war, dass die Kirche auf diese Weise nach außen tritt, erklärt Markus Welschof als Ideengeber und Umsetzer der Stelenaktion. Der ungewöhnliche Zeitstrahl ist jederzeit zugänglich. Bewusst wird die Schwelle niedrig gehalten, zum Betrachten wie zum aktiven Mitgestalten.

Wie sich einzelne Bausteine zusammenfügen, so nimmt auch das Kunstwerk immer weiter Form an. Darin liegt viel Symbolik, findet Bardo Zöller. Auch beim Jubiläum gehe es ja nicht nur um das Gotteshaus selbst, sondern um die Menschen, die es mit Leben füllen, in schönen wie in schweren Zeiten. Passend zur Feier sollen freudige Ereignisse im Mittelpunkt stehen, als Anlässe für nette Begegnungen und „Schnittstellen zwischen Einzelnen und Gemeinde“.

Der Kirche ein Gesicht zu geben, zu reflektieren, was man hier alles erlebt hat: Dieser Gedanke spricht auch Tanja Hamm an, die ihre Aufkleber inzwischen verteilt hat. „Natürlich schaue ich auch gern Bilder an“, meint sie lächelnd, „wen man kennt und was andere eingetragen haben.“ Auch darin liegt der Sinn der Schau: Ins Gespräch zu kommen mit anderen in der Gemeinde.

Die männlichen Familienmitglieder treibt unterdessen die Frage um, woraus die Stelen bestehen. Metall, möchte man auf den ersten Blick meinen, also entsprechend teuer. „Weit gefehlt“, sagt Dr. Christa Welschof, Naturwissenschaftlerin und im Pfarrgemeinderat aktiv. Leere Teppichrollen sind es, die im Geschäft ihren Dienst erfüllten und der Gemeinde kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden.

Gespräche über die Gartenhecken hinweg

Sein berufliches Wissen brachte Markus Welschof ein, um sie mit Metallkonstruktionen im Boden zu befestigen. Amüsant zu beob-achten fand er die „Gespräche über die Gartenhecken hinweg“, als das Werk im Aufbau war. Auch die große, eigens für die Gemeinde gefertigte 50 zieht die Blicke auf sich. Wer selbst runden Geburtstag feiert, nutzt sie als willkommenes Motiv für die Einladung, beobachten die Ehrenamtlichen.

Auf leuchtendem Gelb führen die Zahlen durch die Jahrzehnte. Von der Bauzeit und der Weihe erzählt die erste Stele: Eine eigene Kirche zu bekommen, war ein wichtiger Schritt für den nach dem Krieg neu entstandenen Stadtteil Hartenberg-Münchfeld. Im Stil der damaligen Zeit wurde sie aus Stahlbeton und Glas errichtet und folgt dem Gedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils: So steht der Altar, um den sich die Gemeinde versammelt, im Zentrum, überspannt von einem großen, zusammenhängenden Raum. Der Architekt Bernhard Schmitt aus Mainz-Gonsenheim legte zudem Wert auf die Gestaltung der Haupteingangsfassade und den Glockenturm als weithin sichtbaren Ausdruck von Weltoffenheit. Bischof Hermann Volk weihte die Kirche am 24. November 1968. Manche Gemeindemitglieder erinnern sich daran.

Weißt du noch? Die Frage soll auch in den kommenden Monaten oft gestellt werden, wenn die Stelen sich mit weiteren Erinnerungen füllen. Ergänzend zu Motiven aus dem Gemeindearchiv, von Pfarrern, Gruppen und Kreisen, Freizeiten, Festen und Anlässen rund ums Jahr sind alle eingeladen, im Album zu blättern und Bilder zum Digitalisieren ins Gemeindebüro zu geben.

Bardo Zöller ruft zum Mitmachen auf, in Vorfreude auf die Festwoche im November. Die haben sich auch Tanja Hamm und ihre Familie in ihrem Kalender schon fest vorgemerkt.

 


Zur Sache: Jubiläum im November

Zum Kirchweihjubiläum lädt die Gemeinde in der Mainzer Dijonstraße 1 zu einer Veranstaltungsreihe ein:
Das Erzählcafé am 20. November um 20 Uhr im Haus der Gemeinde beschäftigt sich mit der Frage: Wie war das damals? „Mit Bildern über den Kirchbau und weitere große Ereignisse rund um die Kirche St. Johannes Evangelist wollen wir mit Zeitzeugen ins Gespräch kommen und Erinnerungen aufgreifen“, sagt Bardo Zöller.

Am 23. November von 20 bis 22 Uhr können Orte in der Kirche mit spirituellen Impulsen erlebt werden. Ein Festgottesdienst mit Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt findet am 24. November um 10 Uhr statt. Danach ist ein Empfang geplant. (nwz)