Christliche Positionen im Bundestagswahlkamp

Welche Zukunft wollen wir?

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Die drängenden Fragen unserer Zeit kommen im Bundestagswahlkampf bisher kaum vor. Höchste Zeit also, dass wir Christinnen und Christen uns einmischen und sie diskutieren. Und dann die Partei wählen, die aus unserer Sicht die konstruktivsten Antworten hat.

Eine Fotomontage zeigt die Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD)
Sie kämpfen um den Einzug ins Kanzleramt: Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD).

Von Andreas Lesch

Kürzlich hat Frank-Walter Steinmeier die Parteien im Bundestagswahlkampf zu „Maß und Vernunft“ aufgerufen. „Ich habe Sorge, dass es eine Schlammschlacht werden könnte“, sagte der Bundespräsident. So berechtigt die Mahnung angesichts manches hitzigen Tonfalls ist: Bisher sind das Problem des Wahlkampfs weniger unfaire Attacken der Parteien auf ihre politischen Gegner, mehr seine inhaltliche Leere. 

Manche Medien berichten ausgiebig über vergleichsweise nebensächliche Themen wie die Fehler der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock: nachgemeldete Nebeneinkünfte, Ungenauigkeiten im Lebenslauf, fehlende Quellenangaben in ihrem Buch. So wichtig es ist, die Tauglichkeit einer möglichen künftigen Regierungschefin zu prüfen – die entscheidenden Fragen für unser Land sind gerade andere: Wie will Deutschland dazu beitragen, dass die Welt nicht weiter ungebremst in eine Klimakatastrophe rast? Wie kann unsere Gesellschaft sozial gerechter werden? Wie lassen sich die Folgen der Corona-Pandemie abfedern, vor allem jene für die Kinder? Wie kann der Rückstand bei der Digitalisierung aufgeholt werden? Was ist zu tun gegen Hass und Rassismus?

Es gibt auf diese komplizierten Fragen keine einfachen Antworten. Umso wichtiger ist es, dass wir sie diskutieren – mit der Familie, mit Freunden und Kollegen. Gerade wir Christen haben eine Verantwortung, diese Welt zu gestalten, also mitzudenken, wenn es um die Zukunft unseres Landes geht. Wir sind gefragt, unsere Werte in Debatten einzubringen – erst recht in einer Zeit, in der diese Werte vielen nur noch wenig bedeuten.

Der Wahl-O-Mat kann eine Entscheidungshilfe sein

Womöglich helfen uns die Werte auch, den Blick zu schärfen, wichtige politische Debatten von unwichtigen zu unterscheiden und seriöse Informationen von unseriösem Geschwätz. Und natürlich: kritisch nachzufragen, wo immer uns etwas unklar ist – ob an den Infoständen der Parteien in der Fußgängerzone oder durch E-Mails an die örtlichen Bundestagskandidaten. Wer kurz vor der Wahl noch unentschlossen ist und eine Entscheidungshilfe sucht, kann den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung nutzen; ein paar Klicks dort zeigen, wie die einzelnen Parteien zu welchem Thema stehen und wie ihre Haltung zur eigenen Einstellung passt. 

Jede Minute, die wir uns mit den Zukunftsfragen beschäftigen, ist gut investiert. Denn die Fragen drängen, vor allem die Klimafrage, das größte Problem unserer Zeit. Die Themen sind vielleicht schwierig und der Wahlkampf zäh. Da mag die Versuchung groß sein, der Wahl im September fernzubleiben. Wer das aber tut, vergibt seine Chance, die Zukunft zu gestalten. Mit seiner Stimme für die Partei, die nach seiner Meinung die konstruktivsten Antworten hat.