Arbeitsdokument im Vatikan vorgestellt

Weltsynode nähert sich der zweiten Phase

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Gut ein Jahr nach Beginn der Weltsynode beginnt die zweite, kontinentale Phase. Am Donnerstag stellten der Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech und "Generalrelator" Kardinal Jean-Claude Hollerich das 45 Seiten umfassende Arbeitsdokument für die Kontinentalphase vor.

Foto: kna/Francesco Pistilli
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Es ist erstaunlich kompakt. In Anbetracht der unzähligen Seiten, die am Ende der ersten sogenannten diözesanen Phase an das Synodensekretariat in Rom geschickt wurden, ist das daraus entstandene Arbeitsdokument nur 45 Seiten lang. Und auch inhaltlich sind die vier Kapitel verständlich, ja überraschend deutlich in ihrer Zusammenstellung der Fragen und Sorgen von katholischen Gläubigen weltweit. Als Leitmotiv dient das Bild eines Zeltes: ein Zuhause, das erweiterbar und zugleich begrenzt, mobil und doch an Schnüren gesichert ist.

Im Fokus des am Donnerstag vorgestellten Papiers steht der laufende und, so betont das Synodensekretariat, nicht abgeschlossene Prozess des Zuhörens. Gefolgt von der Frage nach Beteiligung aller. Denn auch wenn in den Beiträgen Begeisterung über die erstmalige Teilnahme an einem solchen Prozess deutlich wird, finden sich Frust, Resignation und unzählige Herausforderungen in dem Arbeitsdokument wieder. Die Kirche werde scheitern, sollte sie nicht synodaler werden, betonte der Synoden-Generalsekretär, Kardinal Mario Grech, bei der Vorstellung.

Der Beteiligungsprozess auf diözesaner Ebene ist einmalig. 112 von 114 nationalen Bischofskonferenzen haben auf Basis der Befragungen in ihren Diözesen Beiträge eingereicht. Welche beiden sich nicht beteiligt hätten, könne er nicht sagen, so Grech. Aber sie hätten sicher ihre objektiven Gründe, die er auch gerne kennen würde. Er sei gespannt, so Grech, wie die beiden sich auf kontinentaler Ebene einbrächten. Weitere Einreichungen kamen von den orientalischen katholischen Kirchen, Ordensgemeinschaften, der Mehrheit der Vatikanbehörden sowie rund 1.000 Privatpersonen und Gruppierungen.

Das von rund 50 Experten in einem knapp zweiwöchigen Prozess erstellte Papier wertet die Themen nicht. Es gibt keine Hierarchie, keine Rangliste. Vielmehr werden fünf Kernbereiche erwähnt, darunter das bereits genannte Zuhören und Beteiligen, Mission, geteilte Verantwortung, gelebte Gemeinschaft in der kirchlichen Struktur sowie Liturgie. Doch über diese Kernbereiche hinaus kristallisieren sich deutlich einzelne Fragestellungen heraus. Dabei, so versichert die Expertin Ana Rowlands von der englischen Universität Durham, sei jeder Beitrag aus aller Welt von drei Experten gründlich gelesen worden.

Da sind die Frauen, denen eine gewichtige und sehr engagierte Rolle in der Kirche zugeschrieben wird - mehr als männlichen Laien. Doch um die Teilhabe von Frauen, so das weltweite Bild, steht es schlecht. Und auch ihre Unterstützung durch die Kirche ist verbesserungsbedürftig - insbesondere in Krisensituationen oder Notlagen. Der Missbrauch in der Kirche durch Kleriker, insbesondere an Kindern, sticht als "offene Wunde" ins Auge. Aber auch andere Formen von Missbrauch werden genannt, etwa spiritueller und finanzieller.

Zuhören und unterscheiden

Und es geht viel um das Gefühl des Ausgeschlossenseins. Als stark ausgegrenzte Gruppen werden etwa arme Menschen, einsame Ältere, Migranten, Straßenkinder oder Drogenabhängige genannt. Aber auch wiederverheiratete Geschiedene, Alleinerziehende, LGBTQ-Menschen - auch wenn in manchen Diözesen, etwa in Afrika, gerade das Phänomen der Homosexualität in der Gemeinde als "gänzlich neu" beschrieben wird. Dabei wird ergänzt, dass auch Priester sich teils nicht integriert, einsam, ungehört fühlen.

Ebenso geht es um die Kirche in der Gesellschaft und ihre Verantwortung etwa mit Blick auf die Klimakrise oder weltweite Konflikte. Um das Verhältnis von Gläubigen und Geistlichen, das wenn auch nicht zerrüttet, doch oft distanziert ist. Um die Einheit der Christen und den Dialog mit Religionen, der aus vielerlei Sicht funktioniert, aber viel Luft nach oben lässt. Zuletzt sind liturgische Fragen enthalten, etwa eine fehlende Tiefe in Predigten oder die Rolle von Laien in der Liturgie.

Zugleich wird deutlich, dass Zuhören eine schwierige Aufgabe ist. Zitiert wird etwa der Bericht der polnischen Bischofskonferenz mit den Worten: Nicht Zuhören führt zu Missverständnissen, Ausschluss und Ausgrenzung. So sollen auch die sieben kontinentalen Bischofsversammlungen der katholischen Kirche - Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada - in der nächsten Phase bis März vor allem Zuhören und sorgsam geistlich unterscheiden. Ganz im Sinne von Papst Franziskus.

kna