Vatikan legt Leitfaden vor

Weltsynode soll Kirche erneuern

Image

Die Kirche soll ihre Botschaft überzeugender verkünden: Im Oktober beginnt deshalb eine weltweite Synode. Der Vatikan hat erste Dokumente veröffentlicht, die verraten, wie dieser Prozess ablaufen soll.


Kardinal Mario Grech bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Vorbereitungsdokumente für die Weltsynode im Vatikan. Foto: Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA 

Für die im Oktober beginnende weltweite Synode hat der Vatikan am Dienstag zwei zentrale Vorbereitungsdokumente veröffentlicht. Mit dem bis Oktober 2023 dauernden Diskussionsprozess will der Papst die Kirche umgestalten. Mehr Menschen sollen Mitsprache erhalten und die Kirche soll ihre Botschaft überzeugender verkünden.

In dieser Hinsicht gebe es Nachholbedarf, sagte die Erfurter Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens bei der Präsentation der Texte mit dem Titel "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung". Als Leiter des Synodensekretariats betonte Kardinal Mario Grech die geistliche Dimension der Weltsynode; sie sei kein Kirchenparlament.

Deutsche Kirchenvertreter bekundeten, sie sähen sich durch das Vorbereitungsdokument sowie den dazugehörigen Leitfaden in dem bereits laufenden Synodalen Weg bestärkt. Beide Papiere sollen in der ersten Phase der Weltsynode den Kirchen in den einzelnen Ländern als Impulse und Richtschnur dienen.

Mutige Visionen sind gefragt

Das Vorbereitungsdokument skizziert die Rahmenbedingungen: Corona-Pandemie, soziale Ungleichheit, Missbrauchsskandale in der Kirche, Klimawandel, Migration. Zugleich beschreibt es den Stil, der die Weltsynode prägen soll. Gefragt sind demnach ein sorgfältiges Aufeinander-Hören, mutige Visionen, Gebet, Besinnung, Austausch. Erklärtes Ziel ist es, in der jeweiligen Situation den Willen Gottes zu erkennen. Der parallel veröffentlichte Leitfaden, "Vademecum" genannt, gibt Hinweise, wie Verantwortliche in Bistümern, Orden, geistlichen Gemeinschaften und Verbänden solche Treffen organisieren können.

Beide Dokumente erwähnen schon bestehende ähnliche Initiativen auf nationaler Ebene. Thematisch sind Einflüsse des Synodalen Wegs in Deutschland erkennbar. So tauchen im offiziellen Vorbereitungsdokument kritische Rückfragen an kirchliche Strukturen auf. Verfehlte Formen der Ausübung kirchlicher Macht werden als Ursachen sexuellen Missbrauchs benannt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nannte die Vatikan-Dokumente einen "Meilenstein auf dem Synodalen Weg". Die begonnenen Prozesse in mehreren Ländern würden wertgeschätzt. Ähnlich äußerte sich der Münchner Kardinal Reinhard Marx: "Ich sehe viele Gemeinsamkeiten mit dem Synodalen Weg bei uns und denke, dass sich die Prozesse gut ergänzen können."

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, erklärte, Franziskus wolle eine synodale Kirche. "Das ist auch eine Botschaft an all jene, die uns deutschen Katholikinnen und Katholiken auf dem Synodalen Weg Spaltungsabsichten unterstellen."

Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz will Dokument diskutieren

Bischof Bätzing würdigte die in dem Vorbereitungsdokument enthaltene historische Selbstkritik der römischen Kirchenleitung. In dem Text ist davon die Rede, dass die Kirche im zweiten Jahrtausend ihrer Geschichte stärker auf Hierarchien gesetzt, ihre synodale Tradition aber nie ganz vergessen habe. Ausdrücklich werde nun für einen "Neustart" aus den Impulsen der Kirchenerfahrung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) als "pilgerndes Gottesvolk" plädiert, erklärte Bätzing.

Der Limburger Bischof kündigte an, die Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz werde das Dokument und die nächsten Arbeitsschritte diskutieren. Damit stehen in diesem Herbst drei wichtige Termine für den Synodalen Weg in Deutschland an: Die deutschen Bischöfe beraten ab dem 20. September vier Tage lang in Fulda über ihr weiteres Vorgehen. Die nächste dreitägige Vollversammlung des deutschen Synodalen Wegs startet am 30. September in Frankfurt. Und der weltweite synodale Prozess soll zunächst in Rom am 9. und 10. Oktober zentral und dann in jedem der rund 3.000 katholischen Bistümer dezentral am 17. Oktober beginnen.

Nach einer Phase auf Ebene der Ortskirchen soll ein Prozess auf Kontinentalebene folgen, der dann in eine Versammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 in Rom mündet. Die Zwischenergebnisse werden von nationalen Bischofskonferenzen und vom Synodensekretariat ausgewertet und als weitere Arbeitsgrundlagen zusammengefasst. Ab 2024 sollen die Ergebnisse der Synode weltweit vor Ort umgesetzt werden.

kna/Roland Juchem und Joachim Heinz