Benedikt XVI. feiert seinen 95. Geburtstag

Wie der Geburtsort seinen großen Sohn feiert

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Am 16. April feiert Benedikt XVI. seinen 95. Geburtstag. An diesem Tag denken auch viele Gläubige in seiner Heimatstadt Marktl am Inn an ihn.

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Zuletzt war der emeritierte Papst Benedikt im Juni 2020 in Deutschland, um seinen Bruder am Sterbebett zu besuchen. Foto: kna/dpa-Pool/Sven Hoppe


Frühjahr 1927. Kalt muss es gewesen sein, ja sogar Schnee gehabt haben, als am 16. April in der oberbayerischen Marktgemeinde Marktl am Inn Joseph Ratzinger zur Welt kam. Er war das dritte von drei Kindern des Gendarmen Joseph Ratzinger. Um 4.15 Uhr kam dessen Frau in der Dienstwohnung am Marktplatz 11 mit dem Sohn nieder. Der Kalender zeigte Karsamstag an, und ein solcher ist es auch in diesem Jahr, wenn der emeritierte Papst Benedikt XVI. nun 95 Jahre alt wird.

Die ganz große Euphorie wie 2005, als nach Jahrhunderten erstmals wieder ein Bayer Papst wurde, mag es nicht mehr geben. "Aber wir Marktler stehen zu unserem Benedikt", sagt eine Frau im Ort. Auch Bürgermeister Benedikt Dittmann bestätigt das. Dabei hatte das Münchner Missbrauchsgutachten im Januar dem einstigen Kirchenoberhaupt in seiner Zeit als Erzbischof Fehlverhalten im Umgang mit vier Missbrauchstätern attestiert - was dieser bestreitet. Entscheidend für den Bürgermeister und den Gemeinderat ist die weitere Stellungnahme Benedikts, der 1997 als Kurienkardinal zu seinem 70. Geburtstag Ehrenbürger in Marktl wurde.

So wird weiter eine Tradition gepflegt, die ihren Anfang mit der offiziellen Eröffnung des Geburtshauses 2007 hatte. Eine Schar von Gläubigen versammelt sich dann - coronakonform - im Geburtszimmer und stimmt ein Morgenlob an. Danach zieht man weiter in die Pfarrkirche Sankt Oswald, um sich am dortigen Taufstein der Taufe zu erinnern.

Dort war Ratzinger gut vier Stunden nach seiner Geburt auf den Namen Joseph Aloisius getauft worden. Die Eltern hätten sich halt gesagt: "Jetzt is er scho do, der Bua, dann wird er natürlich in dieser liturgischen Stunde, die ja eigentlich Taufstunde der Kirche ist, auch getauft", kommentierte Ratzinger in dem Buch "Salz der Erde".


Taufstein ist heute wieder in der Kirche

Der Taufstein selbst hat seine eigene Geschichte. In Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils war er 1965 bei Umbauarbeiten mit anderen Gegenständen aus der Kirche entfernt worden und stand danach über Jahre im Pfarrgarten. Böse Zungen behaupten, er hätte der Pfarrhaushälterin zum Salatwaschen gedient.

Zwei geschichtsbewussten Marktlern gelang es 1992, das Sakralkunstwerk aus hellem Donaukalkstein ins Heimatmuseum umzuquartieren. Nachforschungen ergaben, dass es von dem Münchner Hofbildhauer Anselm Sickinger (1807-1873) stammt, der am Bau der Befreiungshalle in Kelheim und am Münchner Siegestor beteiligt war. Erst mit Ratzingers Papstwahl wurde der Taufstein komplett restauriert und wieder an markanter Stelle in der Kirche platziert.

Bald schon konnte die erste Taufe stattfinden. Benedikt freute es, "dass unser Glaube nicht der Vergangenheit angehört, deren Zeugnisse man in Museen aufbewahrt, sondern dass er lebensspendendes Zentrum unseres Daseins ist". Zu seiner eigenen Geschichte notierte er einmal: "Der erste Täufling des neuen Wassers zu sein, wurde als eine bedeutende Fügung angesehen. Dass mein Leben so von Anfang an auf diese Weise ins Ostergeheimnis eingetaucht war, hat mich immer mit Dankbarkeit erfüllt, denn das konnte nur ein Zeichen des Segens sein."


Passauer Bischof kommt zum Gottesdienst

Am Abend des Ostersonntags will der Passauer Bischof Stefan Oster zum Gottesdienst in die Marktler Pfarrkirche kommen. Er erklärte jüngst in einem Interview, mit seinem tiefen theologischen und philosophischen Blick gelinge es dem emeritierten Papst, bei der Deutung der Schrift immer auch die konkrete, existenzielle Relevanz für die Fragen des heutigen Menschen zu deuten: "Von Benedikts geistlichem und intellektuellem Vermächtnis wird die Kirche noch lange zehren können."

Im Papstgeburtshaus soll weiter der Lebensweg des Kirchenmanns "schlicht und würdig" vorgestellt werde, wie der theologische Leiter Franz Haringer erklärt. Die Besucher sollen auch künftig mit den Fragen des Glaubens in Berührung kommen und so über ihre eigene Herkunft und Zukunft nachdenken können. Ab Ostermontag (18. April) öffnet das Haus wieder bis 4. Oktober. Präsentiert werden auch Werke des Leipziger Malers und Papst-Porträtisten Michael Triegel.

kna