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Wie feierte man früher Gottesdienste?

Welche Gottesdienstordnung war vor der Reformation in der Kirche gültig? ein Leser aus Düren

In der Frühzeit der Kirche wurde der Gottesdienst in verschiedenen Regionen sehr verschieden gefeiert. In unserer Westkirche gab es zwei Typen: die nordafrikanische Liturgie, die eher nüchtern war und auch in Rom gefeiert wurde (ab Mitte des 4. Jahrhundets auf Latein, vorher auf Griechisch); und die sinnenfreudigen gallisch-spanisch-keltischen Liturgien. Ab dem 7. Jahrhundert vermischten sich diese Grundtypen, gleichzeitig wanderten immer neue Elemente in den Gottesdienst ein. Vieles blieb persönliche Vorliebe von Bischöfen, Priestern oder Klöstern.

Das allererste Liturgiebuch, das nicht nur Texte, sondern auch Abläufe des Gottesdienstes enthält, datiert auf das Jahr 950 und wurde von Mönchen an St. Alban in Mainz geschrieben. Es hat insofern Bedeutung, als es bald das religiös völlig brachliegende Rom erreichte, wo man es dankbar übernahm und in „römische Liturgie“ umbenannte. Das war der erste Schritt zur Einheitsliturgie.

Der Reformpapst Gregor VII. (1073-1085) wollte sie zur Vorschrift machen, um den liturgischen Wildwuchs zu beschneiden. Wirklich verbreitet hat sie sich aber erst im 13. Jahrhundert durch franziskanische Wanderprediger. Komplette Einheitlichkeit darf man sich dennoch nicht vorstellen: Eine feste Gottesdienstordnung für alle Katholiken gab es erst 1570 durch die Tridentinische Messe.

Wie feierte man nun? Im Prinzip ähnlich wie heute. Aber doch ganz anders, weil die Messe eine reine Klerusliturgie war: Hinter dem Lettner wurde leise zelebriert, vor dem Lettner schaute das Volk zu. Es gab weder gemeinsame Lieder noch Gebete. Das Volk kommunizierte nicht. Höhepunkt der Messe war die Erhebung der Hostie. Auf Deutsch gepredigt wurde nach der Messe. Wenn überhaupt Volk da war, denn meist feierten Priester Privatmessen ganz für sich allein – deshalb die vielen Seitenaltäre in den alten Kirchen.

Für das gläubige Volk waren Andachten oder Wallfahrten viel wichtiger. Dort konnten die Menschen beten, singen und ihrem oft gefühlsbetonten Glauben Ausdruck geben. Die Messe war etwas für Priester, dorthin ging man selten.

Susanne Haverkamp