Kirchenlexikon: Das Kirchenjahr

Wie gliedert sich das Kirchenjahr?

Wie ist das Kirchenjahr gegliedert? Wie erkennt man es? Und wieso ist am 1. Advent Neujahr?

Das Kirchenjahr ist anders als das bürgerliche Jahr nicht nach Monaten und Tagen gegliedert, sondern nach Festen. Es beginnt am 1. Advent, also mit der Vorbereitungszeit auf die Geburt Jesu, und es endet – allerdings erst seit 1970 – mit dem Christkönigsfest. Grob ist das Jahr gegliedert in die sogenannten geprägten Zeiten (Weihnachtsfestkreis und Osterfestkreis) – und in den Rest, die Zeit im Jahreskreis. 

Der Weihnachtsfestkreis hat zwei Teile: den Advent und die Weihnachtszeit. Denn das gab es schon immer in der Kirche: dass einem großen Fest eine Vorbereitungszeit vorgeschaltet ist – und dass man es wochenlang feiert. Ursprünglich war der Advent eine Bußzeit, die ähnlich der Fastenzeit 40 Tage dauerte und deshalb am Martinstag (11. November) begann, doch schon ab dem 13. Jahrhundert verkürzte er sich auf vier Sonntage. Weihnachten dauert bis zum Sonntag nach Dreikönige (korrekt: Erscheinung des Herrn). Dann feiert man das Fest Taufe des Herrn – und weil danach das öffentliche Wirken Jesu beginnt, endet hier die Weihnachtszeit und der normale Jahreskreis beginnt.

Auch der Osterfestkreis hat zwei Teile. Die vorbereitende Fastenzeit (korrekt: Österliche Bußzeit) hat nach alter Tradition 40 Tage (das Volk Israel zog 40 Jahre, Jesus 40 Tage durch die Wüste). Weil die Sonntage keine Fasttage sind, kommt man auf sechseinhalb Wochen von Aschermittwoch bis Ostern. Die Osterzeit ist noch länger: sieben Wochen von Ostern bis Pfingsten. Danach geht der Jahreskreis weiter, der am 34. Sonntag (Christkönig) endet.

Erkennen kann man die Zeiten des Kirchenjahres nur im Gottesdienst. Etwa an der Farbe der liturgischen Gewänder (grün für Jahreskreis, violett für Advent und Fastenzeit, weiß für die Weihnachts- und Osterzeit; rosa, schwarz und rot für Spezialfälle). Auch andere Details ändern sich. So fehlt in den Bußzeiten das Gloria, dafür wird in der Osterzeit das Halleluja besonders oft gesungen. Es gibt auch typische Lesungen, in der Fastenzeit etwa die Versuchung Jesu oder am Ende des Kirchenjahres die Lesungen über das Gericht und Ende der Welt.

Susanne Haverkamp