Domschule engagiert sich in der Indienhilfe

Wie Jyoti der Armut entkommt

Image
22_12_jugendbuch.jpg

Seit über 40 Jahren unterstützt die Osnabrücker Domschule die Arbeit von Pater Franklin in Indien. Mit vielen Aktionen halten sie die Hilfe für Kinder aus Elendsvierteln aufrecht. In einem Jugendbuch wird nun darüber berichtet.


Autorin Simone Fischer las in der Domschule Osnabrück aus ihrem neuen Kinder- und Jugendbuch. Foto: Domschule/Steffen Rolf 

Jyoti ist neu an der Osnabrücker Domschule. Vor allem die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen haben das kleine Mädchen aus Indien in ihr Herz geschlossen. Eifrig lesen sie gerade ihre Geschichte, denn Jyoti ist die Protagonistin in einem neuen Kinder- und Jugendbuch, das die Autorin Simone Fischer aus Düsseldorf jetzt in der Schule vorgestellt hat. Sie beschreibt darin das Leben von Kindern wie dem Waisenmädchen Jyoti, die von Pater Franklin Rhodrigues mittel- und obdachlos am Bahnhof im indischen Bhopal aufgefunden wurde und in einem seiner Kinderheime aufwachsen kann.

Seit 1979 unterstützt die Domschule zahlreiche Hilfsprojekte Pater Franklins, der zum Orden der Pilarfathers gehört und sich besonders um Kinder aus Elendsvierteln kümmert. „Bildung gegen Armut“ – so lautet sein Motto, unter dem er Kindergärten, Schulen, Kinderheime und Hostels errichtet, in denen über 1000 Kinder ein Zuhause und eine Zukunftsperspektive finden. Auch eine Leprastation und Dorfprojekte für die Ärmsten hat er eingerichtet. Seit 2008 wird diese Hilfe über die „Indienhilfe Deutschland e.V.“ koordiniert, der sich auch die Domschule angeschlossen hat. 

Durch regelmäßige Besuche in Deutschland ist Franklin der ganzen Schulgemeinschaft bekannt und vertraut. Seine Fotos, Filme und Erzählungen schlagen eine Brücke von Osnabrück nach Bhopal. Diese Begegnungen prägen. „Die Schüler sind immer beeindruckt und begeistert, wenn er da ist. Das ist immer ein ganz besonderes Ereignis, der Funke springt über“, sagt Schulleiterin Sabine Müller, der dieser Blick über den Tellerrand immens wichtig ist: „Lernen und Bildung ist das eine, soziale Verantwortung übernehmen das andere, was wir den Kindern vermitteln wollen.“

Sozialer Tag, Sponsorenlauf und Kuchenverkauf

Der Erfolg gibt ihr recht: Aus eigener Initiative von Schülern, Eltern oder dem Kollegium entstehen immer wieder neue Ideen, wie die Arbeit Franklins unterstützt werden kann: So fließen traditionell der Erlös des „Sozialen Tags“, des Erntedankmarktes, der Parkplatzaktion im Advent oder des jährlichen Sponsorenlaufs in die Indienprojekte. Die Schülervertretung geht darüber hinaus seit ein paar Jahren als Sternsinger durch die Klassen und sammelt für Indien oder sie starten Aktionen für den guten Zweck: es gibt „Zocken für Indien“, „Essen und Trinken für Indien“ oder einfach mal zwischendurch einen Kuchenverkauf. „Das hat bei uns Tradition“, erklärt Sabine Müller und betont: „Wenn Schüler merken und erfahren, dass sie am anderen Ende der Welt etwas zum Guten bewegen können, dort Menschen haben, die einem so verbunden sind, das ist wertvoll für das Leben.“ Cornelia Hilbers, Leiterin des Arbeitskreises Indien ergänzt: Wir möchten den Schülern ein positives Weltbild vermitteln, das sich auch auf das eigene Selbstwertgefühl überträgt.“

Aufgrund von Corona konnten die Besuche Franklins in den vergangenen Jahren nicht stattfinden. Zwar schreibt der Ordensmann fleißig Briefe und schickt Bilder, damit alle sehen können, wofür das Geld verwendet wird. Doch das kann den persönlichen Kontakt nicht ganz ersetzen. Sabine Müller ist daher froh, gerade den jüngeren Kindern und den neuen Familien an der Schule mit dem Buch über Jyoti das Leben der Kinder am Rande der Gesellschaft und die besondere Hilfe Franklins nahezubringen, die an der Schule eine so lange Tradition hat. „So eine Patenschaft lebt von Beziehungen und Aktionen. Sonst könnte man es nicht so lange aufrechterhalten“, sagt sie.  

Im Buch erfahren die Kinder nun, wie Jyoti mit Hilfe Franklins der Armut entkommt. Sie erleben, wie sie für ihren Berufswunsch Ärztin kämpft und später selbst Menschenleben rettet. Jyoti steht stellvertretend für Tausende Kinder, denen Franklin bereits helfen konnte. An vielen seiner Projekte hat die Domschule durch ihre Spenden einen großen Anteil.

Astrid Fleute