Gespräch mit dem Leiter von "Theologie im Fernkurs" Dr. Thomas Franz
Wie Lernen bereichert – Theologie ganz nah
Theologie im Fernkurs (ThiF) zu studieren, ist kein einfacher Weg. Trotzdem zieht er rund 800 Menschen im Jahr bundesweit an. Ein Gespräch mit dem Leiter von ThiF, Dr. Thomas Franz, über lernwillige Ehrenamtliche und die Lust auf Wissen.
Herr Dr. Franz, warum muss es „Theologie im Fernkurs“ (Thif) geben?
Dafür gibt es zwei Gründe. Der eine ist das lebenslange Lernen. Was in der ganzen Gesellschaft befürwortet wird, gilt auch für Religion und Glauben. Man kann nicht bei einem Kinderglauben bleiben. Viele Menschen wollen „mehr vom Glauben wissen“.
Der zweite Grund ist ein kirchlich-theologischer: Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Rolle der Laien stark betont und ihren Auftrag zur Weitergabe des Glaubens. Wer bei uns Kurse belegt, lernt auch theologisch sprachfähig zu werden, über den Grund der Hoffnung Auskunft geben zu können, wie es im Ersten Petrusbrief heißt (3,15).
Nun ist der Fernkurs ja mit ziemlichen Anstrengungen verbunden, zumal die allermeisten ihn neben den täglichen beruflichen Aufgaben bewältigen. Gibt es da noch genug Interesse? Oder leiden Sie auch unter der vielbeschworenen „Verdunstung des Glaubens“?
Das Interesse ist weiterhin groß. In den vergangenen zehn Jahren haben durchschnittlich mehr als 800 Menschen jährlich bei uns gelernt. Die Ehrenamtlichen aus den Gemeinden bilden den größten Kreis. Sie wollen einfach mehr wissen, zum Beispiel: Was passiert da im Gottesdienst? Sie lassen sich auf eine akademisch orientierte Vermittlung ein, erfahren, was in der deutschsprachigen Theologie verhandelt wird. Manchmal müssen sie erst lernen, dass die Bibel auch als historischer Text gelesen werden kann. Manche sind zuerst verunsichert, aber dann bekommen sie einen differenzierten Blick, und die Verunsicherung weicht existentieller Bereicherung.
Trägt „Theologie im Fernkurs“ zur Evangelisierung bei?
Wir sind kein klassischer Glaubenskurs oder betreiben Neuevangelisierung. Bei uns geht es um das Evangelium und den Glauben unter dem Vorzeichen rationaler Verantwortung. Das ist manchmal nüchterner. Aber natürlich werden die Leute nicht nur rational abgespeist, sondern bei uns erleben die Lernenden ganz konkret „Gemeinsam Kirche sein“.
Lassen Sie uns über Berufswege dank „Theologie im Fernkurs“ reden.
Da sind einerseits die Männer, die sich vorstellen können, Diakon mit Zivilberuf zu werden. Die Interessenten für den Diakonat, die nicht Theologie studiert haben, werden in fast allen deutschen Diözesen über uns ausgebildet. Sie absolvieren zunächst den Grund- und Aufbaukurs Theologie, und je nach Diözese anschließend den Pastoraltheologischen Kurs, und beim Wechsel in den Hauptberuf noch den Religionspädagogischen Kurs.
Was die Gemeindereferentinnen betrifft, arbeiten wir zusammen mit dem Bistum Fulda und jetzt seit einiger Zeit mit dem Bistum Limburg, das auch diesen Weg eröffnet hat. Bei beiden Berufsgruppen führen die Bistümer Auswahlgespräche und begleiten das auch eng. Der Hintergrund ist, dass der Personalbedarf sehr stark wächst.
Hier gibt es ein großes Potenzial an gestandenen Frauen, die sich über uns qualifizieren könnten. Das sind Frauen, die auf Erfahrungen im Ehrenamt zurückgreifen können, die ihre persönliche Entscheidung im Hinblick auf die Kirche getroffen haben, und die wissen, worauf sie sich einlassen. Sie bringen auch Kompetenzen aus dem Familienalltag und der Kindererziehung mit. Dieses Potenzial wird noch nicht genügend ausgeschöpft, auch nicht genügend gewürdigt von der Kirche. Und manchmal gilt das Gesagte auch für Männer.
Wissen diese Frauen und Männer, die Sie ansprechen wollen, denn auch, was „ThiF“ ihnen bieten könnte?
Nein, leider hören wir öfter: „Ich wusste gar nicht, dass es das gibt.“ Das versuchen wir zu verbessern durch Werbeaktionen – alle sollten wissen, dass es dieses Angebot der deutschen Kirche für die Laien und das Ehrenamt gibt; und dass besonders Interessierte sich hier auch eine berufliche Perspektive erschließen können.
Derzeit werden die Lehrbriefe noch auf Papier in gedruckter Form verschickt. Ist das noch zeitgemäß?
Wir wollen die Digitalisierung vorantreiben. Die Lehrbriefe gibt es auf Papier und digital als pdf; derzeit wollen die Leute noch beides. Ab April starten wir mit dem ersten Lehrbrief des Pastoraltheologischen Kurses in digitaler, interaktiver Fassung, da können dann Fotos und Videos eingebunden und Links gesetzt werden, es wird Fragen im Text geben, die von den Teilnehmenden direkt beantwortet werden können.
Welche Herausforderungen beschäftigen Sie noch?
Wir haben die Anerkennung seitens der Kirche, sind aber keine staatlich anerkannte Fernschule. Bei uns erhält man ein Zeugnis, und Kurse von uns sind teilweise an der Katholischen Hochschule Mainz anerkannt. Wir kooperieren mit der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen am Standort Paderborn im Fernstudium Religionspädagogik. Trotzdem bleibt die Frage der staatlichen Anerkennung.
Worauf sind Sie im Hinblick auf 50 Jahre „ThiF“ besonders stolz?
Wir sind die einzige Einrichtung für theologische Erwachsenenbildung im Fernstudium. Wir bilden mit dem großen Teilnehmerspektrum Multiplikatoren und Multiplikatorinnen aus in Feldern, zu denen die Kirche sonst oft keinen Zugang mehr hat – Ingenieure, Ärzte, Menschen aus Sozialberufen. Das sind Menschen, die sich für den Glauben in ihrem beruflichen Umfeld und in den Gemeinden einsetzen und die mancher auch als anstrengend empfindet, wenn sie ihr neues Wissen in den Pfarrgemeinden einbringen wollen.
Was sollte beim Festakt zum Jubiläum vom 24. bis 26. April in Würzburg im Mittelpunkt stehen, der jetzt leider abgesagt werden musste?
Den vielen Verantwortlichen, die mit uns in den Diözesen zusammenarbeiten, den Lehrbriefautoren, Referentinnen und Referenten „Danke“ zu sagen, denn ohne sie könnten wir unsere Arbeit nicht machen. Wir verstehen uns als Dienstleister für die Diözesen, und deshalb bezuschusst uns der Verband der Diözesen finanziell.
Ihr Wunsch zum „ThiF“- Geburtstag?
Ich wünsche mir, dass die Bistümer unser Angebot noch mehr schätzen lernen, dass sie das Potenzial des Ehrenamts wertschätzen und die Menschen, die so viel investieren, nicht nur als Notnagel sehen.
Interview: Ruth Lehnen Zur Sache: Im Auftrag der Bischofskonferenz
- „Theologie im Fernkurs“ (ThiF) bietet seit 1970 im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz theologische Fernkurse für alle Interessierten, die mehr vom christlichen Glauben wissen wollen. In der 50-jährigen Geschichte von ThiF waren Menschen für mehr als 60 000 Kurse eingeschrieben. Die Fernkurse sind von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht zugelassen und qualifizieren auch für verschiedene Dienste in der katholischen Kirche.
- Es werden zwei Einstiegskurse angeboten: „Basiswissen Theologie“ und „Grundkurs Theologie“. Dazu kommen der „Aufbaukurs Theologie“ und die berufsqualifizierenden Kursen: Religionspädagogik und Pastoraltheologie.
- Jeder Kurs umfasst zwischen neun und 24 Lehrbriefen mit bis zu 80 Seiten. Zudem sind je Kurs ein Studienwochenende sowie eine Studienwoche vorgesehen. Unterstützt wird das Fernstudium durch eine Online-Lernplattform (eLernplattform) mit zahlreichen interaktiven Anwendungsmöglichkeiten.
- Die Regelstudiendauer pro Kurs beträgt 15 bis 18 Monate. Maximal können fünf Jahre studiert werden. Die Arbeit von „Theologie im Fernkurs“ wird vom Verband der Diözesen Deutschlands bezuschusst. Daher betragen die Gebühren für die Kurse: Basiswissen Theologie 220 Euro, Grundkurs Theologie 450 Euro, Aufbaukurs Theologie 480 Euro. Der Religionspädagogische und der Pastoraltheologische Kurs kosten jeweils 650 Euro.
- Im Bistum Fulda ist der Ansprechpartner Dr. Marco Bonacker, Kommissarischer Leiter der Abteilung Erwachsenenbildung; Telefon: 06 61 / 25 06 18 – 40
- Im Bistum Limburg ist der Ansprechpartner Matthias Cameran, Referent Grund- und Förderschulen; Telefon: 06 43 1 / 295-386,E-Mail: m.cameran@bistumlimburg.de
- Im Bistum Mainz ist der Leiter der Begleitgruppe Theologie im Fernkurs Dr. Eckhard Türk: Telefon: 061 31 / 253-284.
Internet: fernkurs-wuerzburg.de
Kontakt: E-Mail: theologie@fernkurs-wuerzburg.de
Telefon: 09 31 / 38 64 32 00