Eröffnung der Misereor-Fastenaktion 2021

Wilmer kritisiert Massenkonsum

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Welche Auswirkungen haben unsere Konsumgewohnheiten auf ärmere Länder? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Misereor-Fastenaktion. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer fordert Verbraucher auf, Produktionsbedingungen zu hinterfragen, Misereor-Chef Pirmin Spiegel apelliert an die Kirchen. 

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer
"Wir sollten in der Fastenzeit nachhaltige Lebensstile ausprobieren, sagt der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. 

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat einen Massenkonsum kritisiert, der zur Ausbeutung der Umwelt führe. «Wir sollten in der Fastenzeit nachhaltige Lebensstile ausprobieren und uns fragen, wo wir Verzicht üben können», sagte der katholische Bischof zum Auftakt der 63. Misereor-Fastenaktion, die am Sonntag (21. Februar) im Dom von Hildesheim eröffnet wird. Die Menschen in Deutschland forderte er auf, beim Einkauf nicht nur auf den Preis zu schauen, sondern die Produktionsbedingungen zu hinterfragen.

Bei der Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor geht es in diesem Jahr darum, die eigenen Konsumgewohnheiten und ihre Auswirkungen auf ärmere Länder zu beleuchten. "Es ist eine neue Art des Wirtschaftens notwendig", sagte Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor. "Wir brauchen soziale, umweltfreundliche Alternativen zugunsten der Armgemachten und Verletzlichen." Als positives Beispiel nannte er den aktuellen Entwurf für ein Lieferkettengesetz.

Spiegel apellierte an die Kirchen, ihre Marktmacht zu nutzen. Sie seien in Deutschland zweitgrößter Konsument bei Waren und Dienstleistungen. Diese Position müsse genutzt werden, "um die richtigen Schritte für eine sozial-ökologisch verträglich ausgerichtete Weltgesellschaft zu setzen", forderte Spiegel.

Das Leitwort der Misereor-Fastenaktion lautet in diesem Jahr "Es geht! Anders." Am Partnerland Bolivien werde sichtbar, welche Folgen die Ausbeutung der Umwelt habe, sagte Wilmer. Im Amazonas-Gebiet würden riesige Flächen Regenwald abgeholzt, der Lebensraum der Bevölerung zerstört. "Es ist bitter, diese Massenrodungen zu sehen."

Wilmer betonte, dass soziale Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz eng miteinander verwoben seien. Miguel Vargas, Direktor des Zentrums für juristische Studien und Sozialforschung in Bolivien, verdeutlichte diesen Zusammenhang am Beispiel der indigenen Amazonas-Völker. "Ihre Lebensweise ist geprägt von ihrer innigen Beziehung zur Natur", sagte Vargas. Globalisierung und Rohstoff-Förderung bedrohe ihren Lebensraum massiv.

Zum zweiten Mal in Folge fällt die bundesweite Fastenaktion von Misereor in die Zeit der Pandemie. Viele Veranstaltungen werden deshalb über digitale Formate veranstaltet. Höhepunkt ist die Kollekte am 5. Fastensonntag (21. März). Bundesweit wird in den katholischen Gottesdiensten Geld gesammelt für die aktuell laufenden rund 2.900 Hilfsprojekte in 89 Ländern. Auch für die Fastenkollekte kann online gespendet werden.

Zur Tradition der Fastenaktion gehört das Hungertuch. In diesem Jahr hat die chilenische Künstlerin Lilan Moreno Sánchez das Tuch gestaltet. Basis ist ein Röntgenbild, das den gebrochenen Fuß eines Menschen zeigt, der in Santiago de Chile bei den Demonstrationen gegen soziale Ungerechtigkeit 2019 verletzt worden war. In der Basilika St. Cyriakus in Duderstadt ist eine Ausstellung aller bisheriger Misereor-Hungertücher zu sehen.

Der Eröffnungsgottesdienst mit Bischof Wilmer und Pirmin Spiegel wird am Sonntag von 10 Uhr an live von der ARD übertragen.

kna