Franz Kamphaus: Das letzte Buch
„Wir sind gottverwandt“
Foto: kna
Wie könnte es uns Nachgeborenen heute anders gehen als den Jüngern, die Jesus Tag für Tag leibhaftig und in O-Tönen erleben? Wenn die ihn schon nicht richtig kennen und verstehen, wie sollte es uns gelingen? Wie können die Jünger vom Streiten um den besten Platz in eine echte Nachfolge des Messias kommen? Da braucht es schon „eine Gipfelerfahrung!“ Die dürfen einige von Jesu Jüngern unmittelbar machen. Sie erkennen: Jesus ist Christus. Mensch und Messias. Uns Hörern des Wortes helfen die Predigten von Bischof Franz Kamphaus zu einigen kleinen Gipfelmomenten. Erhellende Botschaften. An jedem Sonntag.
Es gibt viele wegweisende Auslegungen und anstößige Worte und Bilder in diesem Buch. Typisch ist die Predigt zum zehnten Sonntag im Jahreskreis – zur Bibelstelle Markus 3,31 – 35. Kamphaus titelt „Herr im Hause“. Was dann an Handreichung folgt, ist kurzgefasst nicht nur die Lesehilfe für das Evangelium, sondern ein orientierendes Lesezeichen für die Kirche in der Welt von heute. Es geht um die Familie. Jesus sitzt in einem Haus, umgeben von vielen Leuten. Die Blutsverwandten stehen draußen vor der Tür. Auf den Hinweis einiger, er werde von seinen Angehörigen gesucht, sagt Jesus: „Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ Franz Kamphaus nennt das die „familia Dei, die Gottesfamilie“. Und er schreibt: „Wir sind in der Gottesfamilie nicht blutsverwandt, sondern gottverwandt.“
Wie in fast allen Predigten lenkt der Limburger Alt-Bischof sodann den Blick vom Verstehen des Bibeltextes ins Heute: In der Gottesfamilie gilt: „Herr im Haus ist Gott. Sein Wille muss getan werden. Gott ist durch nichts und niemanden zu ersetzen oder zu vertreten.“ Jesus habe mit „der Herrschaft von Menschen über Menschen Schluss gemacht“. Alle sind Söhne und Töchter Gottes, Schwestern und Brüder Christi. Die „Basisberufung“ nennt es Kamphaus. Und richtet den Blick von der Bibel auf die Kirche: „Wer hat das Sagen bei uns? Nur die, die im Amt sind? Können die anderen mitreden? Nehmen sie wirklich teil an der Verantwortung für die Zukunft der Kirche? Lassen wir (Bischöfe, Priester) sie ernsthaft zu Wort kommen? Wollen wir, dass die Leute den Mund auftun, oder ist uns ihre Meinung lästig? Stören sie? Wo Jesus den Ton angibt, dort wächst eine neue Gemeinschaft, die familia Dei. Die synodale Struktur ist ihre Grundordnung.“
Noch auf eine andere Frage geben die Texte in diesem Buch eine Antwort. Dürfen Predigten politisch sein? Mit Franz Kamphaus lässt sich sagen: Sie müssen es. Nachfolge Jesu wird konkret in der Leidenschaft für die Menschen, vor allem für alle in Not. Innerkirchliche Nabelschau, der Streit um den besten Platz in der Kirche, führt nach Bischof Kamphaus weg von Gott. „Hinter Jesus her“, das bedeutet, sich in gesellschaftspolitische Debatten einzumischen, sich um soziale und ökologische Fragen zu kümmern. Glaube ist „Kampf und Kontemplation“. Immer fromm und politisch.
Und das muss verständlich gesagt werden. Auch in der Predigt. Franz Kamphaus tut es. Bis heute. Unübertrefflich.
Die Kirchenzeitung verlost drei Exemplare des Buchs von Franz Kamphaus „Der Unbekannte aus Nazaret“. Bitte rufen Sie an am Montag, 18. September, von 10 bis 10.15 Uhr: Telefon 06131 / 287 55 0