Aktion der katholischen Frauengemeinschaft
„Wir werfen viel zu viel weg"
In Deutschland landen jedes Jahr etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel in der Mülltonne – eine Zahl, die die Frauengemeinschaft zugleich ärgert und erschreckt. In Nordhorn findet nächste Woche dazu eine Aktion statt.
Anne Minnich holt das Brot aus der Tüte und die Tomaten aus dem Korb. Beides ist nicht mehr taufrisch – der Laib bereits etwas trocken, das Gemüse schon angedrückt. „Macht nichts“, sagt sie. „Daraus kann ich noch einen leckeren Brotsalat machen.“ Denn beide Lebensmittel einfach schnell in die Mülltonne zu werfen – das käme ihr überhaupt nicht in den Sinn.
Die Nordhornerin engagiert sich in der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Und mit einer weiteren kfd-Frau, Maria Niemann aus Lingen, organisiert sie am nächsten Wochenende eine Aktion zum Thema Lebensmittelverschwendung. Während des Nordhorner Stadtfestes „Holschenmarkt“ stehen die zwei Frauen und elf weitere Helferinnen aus der kfd in St. Marien in zwei großen Pavillons vor dem „Kirchenschiff“, dem Haus der Stadtpastoral. (siehe auch „Zur Sache“).
Den ganzen Samstag gibt es dort Infos und Material zum Thema. Die Gäste, die zwischen der Fußgängerzone und dem Flohmarkt im Stadtpark am „Kirchenschiff“ vorbeispazieren, können bei einer Tasse fairem Kaffee kurze Filme sehen, im Internet recherchieren, Tipps über richtige Vorratshaltung und Lagerung lesen oder ein Quiz mitmachen. Eine Antwort verrät Anne Minnich schon mal. „Wissen Sie, welcher Geldwert pro Jahr und Person in der Mülltonne landet? 235 Euro! Wir werfen alle viel zu viel weg.“ Gewinnen können die Teilnehmer des Wissenstests mehrere von Fairtrade unterstützte Gutscheine für den Weltladen.
Außerdem können die Besucher am kfd-Stand „Gute-Reste-Häppchen“ probieren. Sie sollen appetitlich beweisen, dass sich aus überreifem Obst und Gemüse wunderbare Quiches und Smoothies zaubern lassen. Und dass Joghurt auch jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums noch gut schmeckt.
Jedes achte Nahrungsmittel, das wir kaufen, landet in der Mülltonne
Anne Minnich und Maria Niemann nehmen mit dieser Aktion für den Diözesanverband Osnabrück am kfd-Bundesprojekt „Zukunft, nachhaltig und geschlechtergerecht“ teil. Gut einen Monat später gibt es eine weitere Aktion dazu. Marianne Veer und Helene Dieckmann-Hoffmann machen bei der kfd-Regionalkonferenz in Osnabrück auf das Thema Palmöl aufmerksam. Dieses Produkt steckt in Fertigprodukten, Kosmetika und Benzin. Tag für Tag werden für Palmöl-Plantagen große Regenwaldflächen zerstört – und Kleinbauern ihrer Lebensgrundlage beraubt. Die kfd möchte mit ihrem Zwei-Jahres-Projekt, das noch bis September läuft, auf solche Missstände hinweisen und Veränderungen anstoßen.
Die zwei kfd-Frauen aus Nordhorn und Lingen haben sich intensiv mit dem Thema Lebensmittelverschwendung beschäftigt. Sie zitieren Zahlen, die erschrecken. Jedes achte Nahrungsmittel, das wir kaufen, verschwindet in der Mülltonne: 82 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Und nicht der Handel, sondern die Privathaushalte sind am meisten dafür verantwortlich. „Mit dem, was wir wegwerfen, könnten Menschen in anderen Ländern mehrfach satt werden“, sagt Anne Minnich.
Genau wie Maria Niemann versucht die Nordhornerin in ihrem Haushalt, mit Lebensmitteln achtsam umzugehen. Wie genau, auch davon wollen beide an ihrem Stand erzählen. Zum Beispiel, dass Äpfel und Tomaten nicht zusammen in der Obstschale liegen dürfen, weil sie sonst schneller verderben. Dass man den Kühlschrank gut sortiert, um keine Vorräte zu übersehen. Dass man bewusst und in Ruhe einkauft, um nicht zu viel mitzunehmen. Dass der saisonale, regionale Einkauf besser ist als Erdbeeren aus Ägypten im Dezember. Und dass man braune Bananen nicht wegwerfen muss, sondern daraus ein saftiges Kuchenbrot backen kann. Lecker!
Petra Diek-Münchow
Zur Sache
Die kfd-Aktion zum Thema Lebensmittelverschwendung findet am 28. April beim Nordhorner Stadtfest „Holschenmarkt“ statt. Vor dem „Kirchenschiff“ in der Burgstraße 10 stehen von 10 bis 18 Uhr Pavillons.
Zum Thema Palmöl informiert die kfd in der Region Osnabrück bei ihrer Regionalkonferenz in der Domgemeinde am 30. Mai um 19.30 Uhr.