Visitation im Erzbistum Köln

Woelki: "Kein Misstrauensvotum"

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Bereits in dieser Woche schickt Papst Franziskus Visitatoren in das Erzbistum Köln. Kölns Erzbischof Rainer Maria Woelki betonte, der Besuch geschehe nicht aus Misstrauen. Noch vor dessen Beginn tauscht er die Leitung des Priesterseminars aus. 

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln
Nun auch unter Druck von Rom: der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki 

Die am Freitag überraschend angekündigte päpstliche Kontrolle im Erzbistum Köln soll in der kommenden Woche beginnen, wie am Wochenende bekannt wurde. Zugleich wandte sich Kardinal Rainer Maria Woelki an alle Katholiken seines Bistums und betonte, die Visitation sei kein Misstrauensvotum. Unterdessen berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger", dass Woelki noch vor der Ankunft der Visitatoren die komplette Leitung des Priesterseminars in Bonn austauschen wolle.

In einem am Sonntag veröffentlichten "Wort des Bischofs" sagte der Kardinal, im Internet werde die Apostolische Visitation oft als Misstrauenserklärung gedeutet, doch kein kirchliches Dokument enthalte eine solche Aussage. Und diese finde sich auch nicht in einem - bisher nicht veröffentlichten - Brief der römischen Bischofskongregation an ihn. Darin heiße es vielmehr, dass "man mir persönlich und der mir anvertrauten Kirche in einer Zeit großer Bedrängnis und Prüfung beistehen" wolle.

Der Blick von außen könne wertvolle Hinweise geben, was bei der Aufarbeitung von Missbrauch schiefgelaufen und was noch zu tun sei, betonte Woelki auch in einem "Proklamandum" an alle Gemeinden: "Es ist eine Chance." Er sei froh, dass sich die Visitatoren vor Ort einen eigenen Eindruck verschaffen könnten.

Woelki unterstrich zudem, man stehe "noch am Anfang der Aufarbeitung, und schon gibt es Gräben, die scheinbar immer tiefer werden". Er sprach von einem "Gift der Polarisierung" und einem "offenen Gegeneinander", das Christen überwinden müssten: "Ich werbe für einen neuen Geist des christlichen Miteinanders. Auf diesen Weg möchte ich mich zusammen mit allen Menschen im Erzbistum machen."

Unterdessen kündigte Generalvikar Markus Hofmann im bistumseigenen Portal domradio.de an, dass die vom Papst beauftragten Kontrolleure ab der kommenden Woche zur Visitation in Köln seien: "Sie werden im Maternushaus wohnen, also direkt gegenüber vom Erzbischöflichen Haus. Wir werden Ihnen alles zur Verfügung stellen, was Sie brauchen: an Logistik, an Unterstützung, an Informationen natürlich. Sie werden uns dann mitteilen, was sie möchten, wie Sie vorgehen möchten."

In einem ungewöhnlichen Schritt hatte der Papst am Freitag eine offizielle Überprüfung für das Erzbistum angeordnet. Dazu ernannte er den Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und den Rotterdamer Bischof Hans van den Hende zu Apostolischen Visitatoren. Diese sollen sich in der ersten Junihälfte "vor Ort ein umfassendes Bild von der komplexen pastoralen Situation im Erzbistum Köln verschaffen". Außerdem sollen sie untersuchen, ob Kardinal Woelki, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und die Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff Fehler gemacht haben beim Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs.

Laut einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" vom Wochenende will Kardinal Woelki am Montag, also noch vor dem Eintreffen der Visitatoren, die komplette Leitung des Priesterseminars in Bonn austauschen. Nach Angaben des «Stadt-Anzeigers» wollte sich das Erzbistum bisher nicht zu den Hintergründen äußern und dazu, ob es einen Zusammenhang zur Visitation gibt. Auch eine Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) blieb bis Sonntagnachmittag unbeantwortet.

Anders als die Entsendung eines Administrators bedeutet eine Visitation prinzipiell keine vorübergehende Entmachtung des visitierten Bischofs. Demnach könnte Woelki seine Arbeit ohne Einschränkung fortsetzen. Allerdings verweisen Experten auch darauf, dass sich die konkreten Rechtsbefugnisse in der Regel aus dem - hier bisher nicht bekannten - Ernennungsschreiben ergäben, denn die Funktion des päpstlichen Visitators sei im kirchlichen Gesetzbuch nicht konkret geregelt. Verschiedentlich heißt es auch, der visitierte Bischof müsse wichtige Entscheidungen in Rück- oder Absprache mit den Visitatoren treffen.