Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln

Woelki schließt Rücktritt nicht aus

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Angesichts der lauten Kritik an der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln schließt Kardinal Rainer Maria Woelki persönliche Konsequenzen nun nicht mehr aus. Laienvertreter fragen sich allerdings, ob das nicht zu spät kommt. Denn der Imageverlust für die Kirche ist groß. 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.
"Das Gebaren des Kardinals" habe für große Verärgerung gesorgt, kritisiert ZdK-Präsident Thomas Sternberg. 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki schließt angesichts der Kritik an der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum persönliche Konsequenzen nicht aus. "Die Übernahme von Verantwortung, die ich von allen anderen verlange, werde ich auch mir abverlangen", sagte der Erzbischof der Düsseldorfer "Rheinischen Post" auf die Frage, ob er möglicherweise als Erzbischof zurücktrete, wenn ihm das neu in Auftrag gegebene Gutachten des Juristen Björn Gercke ein pflichtwidriges Verhalten attestiere.

"Das Gutachten von Professor Gercke wird auch meine Rolle in diesem Fall beurteilen", sagte Woelki. Von Beginn an sei es ihm darum gegangen, mögliche Fehler und Versäumnisse von Verantwortlichen deutlich zu benennen. "Dazu gehört auch das Nennen der Namen von Verantwortlichen. Denn Verantwortung ist persönlich."

Bei der Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe räumte der Kardinal erneut eigenes Fehlverhalten ein: "Auf dem Weg habe auch ich Fehler gemacht, und die sind in der Tat schmerzlich. Ich hoffe sehr, dass der Vertrauensverlust wiedergutzumachen ist."

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, erneuerte am Wochenende seine Kritik an der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln. Zwar spreche Kardinal Woelki inzwischen "endlich einmal von sich selbst", sagte Sternberg im Deutschlandfunk. Es stelle sich aber die Frage, ob dies nicht zu spät komme. "Der katastrophale Umgang in der Kommunikation und auch im Gebaren des Kardinals" habe für große Verärgerung gesorgt, die sich möglicherweise nicht mehr einfangen lasse.

Woelki steht unter öffentlichem Druck, weil er eine bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) in Auftrag gegebene Untersuchung nicht zur Veröffentlichung freigibt. Dabei beruft er sich auf andere Juristen, nach deren Einschätzung das Papier "methodische Mängel" hat. Der von ihm neu beauftragte Strafrechtler Björn Gercke soll am 18. März ein Gutachten über das Verhalten der Bistumsverantwortlichen vorlegen.

Unterdessen kündigte der Münchner Kardinal Reinhard Marx an, die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) werde noch in diesem Jahr ein Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising veröffentlichen. "Ich wünsche mir sehr, dass das Gutachten Klarheit schafft bei Verantwortlichkeiten", sagte Marx der "Augsburger Allgemeinen". "Das gilt selbstverständlich auch für meine Person und meine Verantwortungsbereiche." Marx fügte hinzu, er werde "nicht eingreifen und das Gutachten beeinflussen".

Marx bezeichnete den durch das Vorgehen von Kardinal Woelki entstandenen Schaden für die Kirche als groß. "Die Wirkung dessen, was da passiert, ist für uns alle außerordentlich negativ." Mit Blick auf jüngste Aussagen Woelkis äußerte er zugleich seine Hoffnung, "dass sich Perspektiven zeigen, um aus dieser Situation herauszukommen".

Katholische Laien forderden unterdessen konkrete Reformen wie eine Verwaltungsgerichtsbarkeit und eine Gewaltenteilung in der Kirche. ZDK-Vizepräsidentin Karin Kortmann sagte dem Bremer "Weser-Kurier", sie wünsche sich, "dass die Katholiken an der Basis ihren Bischof wählen können". Mit Blick auf das Vorgehen von Woelki sprach Kortmann von "Missmanagement" und einem "Desaster" für die Kirche.

Der katholische Diakon und überregional bekannte Karnevalist Willibert Pauels (66) wünschte Woelki die innere Freiheit, zurückzutreten. Es gehe nicht um ein Schuldeingeständnis, sagte der als "bergischer Jung" im Kölner Karneval aktive Diakon dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Er sollte zurücktreten als Zeichen eines Neu-Anfangs."

kna/Christoph Arens