Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln

Woelki will Namen nennen

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Seit Wochen steht der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wegen der Missbrauchsaufarbeitung in seinem Erzbistum in der Kritik. Nun kündigte er erstmals an, Verantwortung übernehmen zu wollen - vertröstete aber weiterhin auf die Veröffentlichung eines zweiten Gutachtens am 18. März. 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki
Ist sich keiner Schuld bewusst: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagt, er sei "der Überzeugung, dass ich mich korrekt verhalten habe". Ihm wird die Vertuschung eines Missbrauchsfalls vorgeworfen. 

In der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln hat sich erstmals seit Wochen Kardinal Rainer Maria Woelki zu Wort gemeldet und Fehler eingeräumt. "Wir stehen kurz vor der Aufklärung", sagte er im Interview der "Kölnischen Rundschau" und sicherte zu, Verantwortung zu übernehmen. Im Hinblick auf die am 18. März geplante Veröffentlichung eines neuen Gutachtens betonte Woelki: "Wir werden Namen von Verantwortlichen nennen."

Woelki hatte die Untersuchung über den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Fällen sexualisierter Gewalt zunächst bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) in Auftrag gegeben, sie bislang aber nicht wie vorgesehen veröffentlicht. Nach Einbeziehung anderer Juristen vertraute er deren Einschätzung, dass das Papier "methodische Mängel" habe. Er selbst kenne die WSW-Expertise nicht, versicherte er erneut. Woelki beauftragte daher den Kölner Juristen Björn Gercke mit einem neuen Gutachten.

Der Kardinal äußerte Verständnis für die zum Teil heftige Kritik: "Wir haben Fehler gemacht, wir haben Vertrauen verspielt, ich verstehe die Ungeduld." So sei es ein Fehler gewesen, der Zusage von WSW zu vertrauen, "eine rechtssichere Aufarbeitung vorzulegen". Und Journalisten bei einem Hintergrundgespräch mit einer Verschwiegenheitserklärung zu konfrontieren, habe den Eindruck erweckt, "wir wollten keine offene und unabhängige Berichterstattung".

Zudem seien Fehler im Umgang mit Betroffenen gemacht worden: Die Entscheidung, das WSW-Gutachten nicht zu veröffentlichen, "hätten wir als Erzbistum alleine vertreten müssen", auch wenn Vertreter der Betroffenen angeboten hätten, mit dafür einzustehen. "Wir hätten das nicht annehmen dürfen", betonte Woelki. Zudem hätte man dem Betroffenenrat mehr Zeit geben müssen, um darüber nachzudenken, ob eine neue Kanzlei beauftragt werden soll.

Der Kardinal bat um Geduld. Das Gercke-Gutachten werde "nicht der Endpunkt, sondern der Ausgangspunkt für weitere Aufklärung sein". So sei die Einrichtung einer unabhängigen Kommission vorgesehen, die beide Gutachten erhalten werde und mit der Landesregierung entscheiden solle, wie es weitergehe. Ab dem 18. März sollten zudem Betroffene, Journalisten «und andere Interessierte» Einsicht in das WSW-Gutachten erhalten.

Zur kircheninternen Kritik an seiner Person sagte Woelki, er sei "mit vielen im Gespräch". Dazu zähle auch Stadtdechant Robert Kleine, der zuletzt persönliche Konsequenzen an der Bistumsspitze gefordert hatte. Auch der Austausch mit dem Diözesanrat, der momentan seine Mitarbeit an der Bistumsreform ruhen lässt, sei intensiv. "Der Vorschlag, den Prozess des Pastoralen Zukunftswegs zu entschleunigen, der kam von uns", so Woelki.

Zum Fall des Priesters O., in dem Woelki persönlich vorgeworfen wird, ihn fälschlicherweise nicht nach Rom weitergegeben zu haben, sagte er: "Ich habe mein Gewissen geprüft, und ich bin persönlich der Überzeugung, dass ich mich korrekt verhalten habe." Auf seine Einschätzung komme es jedoch nicht an. Gercke und Rom prüften auch diesen Fall.

kna