Auf ein Wort

Zum Glück gescheitert

Scheitern sollen wir nicht suchen und auch nicht verherrlichen, schreibt unser Autor Pierre Stutz. Zugleich möchte er aber ermutigen, eine spirituelle Dimension des Scheiterns einzuüben.

„Immer versucht. Immer gescheitert. Egal. Versuch es wieder. Scheitere wieder. Scheitere besser“, heißen die weisen Worte des Nobelpreisträgers Samuel Beckett, die sich der Schweizer Tennisspieler Stanislas Wawrinka auf seinen linken Unterarm tätowieren ließ. Wer sportlich unterwegs ist, der ist in jedem Spiel, in jeder Skiabfahrt mit Gewinnen und Verlieren konfrontiert.

Wer sich für die Menschenrechte und den Schutz der Natur engagiert, der wird sich freuen über viele engagierte Verbündete, Jung und Alt, und der wird schmerzvoll erfahren, wie viele nicht verzichten und teilen möchten. Scheitern sollen wir nicht suchen und auch nicht verherrlichen. Ich kenne zu viele Menschen, die daran zerbrochen sind. Zugleich ermutige ich uns, die spirituelle Dimension des Scheiterns miteinander einzuüben, die uns menschlicher und mitfühlender werden lässt. Sie erinnert uns, dass wir Glück im Unglück erfahren können.

Der Apostel Paulus inspiriert mich dazu, weil er in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth authentisch und sehr persönlich von seinen Fehlern und Schwächen spricht. Eine „Missgeburt“ zu sein, ist eine krasse Aussage. Doch er bleibt nicht auf sein mangelndes Selbstvertrauen fixiert, sondern wiederholt auch in seinen anderen Briefen, dass wir am Schweren wachsen können, weil das Wesentliche im Leben ein Geschenk, Gnade ist. Sich dankbar freuen können am Gelungenen und täglich annehmen, dass all unser Bemühen bruchstückhaft bleibt, lässt uns befreiend erfahren, vor aller Leistung gesegnet zu sein.

Pierre Stutz