Was uns diese Woche bewegt
Zum Kind herabbeugen
Wer professionelle Fotografen bei der Arbeit beobachtet, kann es schnell merken: Sie wechseln oft die Perspektive. Für das ungewöhnliche Foto klettern sie manchmal auf einen Stuhl, oft gehen sie auch in die Knie. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Kinder zu fotografieren. Wer sich dann nicht die Mühe macht, ihnen sprichwörtlich auf Augenhöhe zu begegnen, der wird sie nur von oben herab ablichten - eben aus der Sicht des Erwachsenen.
Gleich am Beginn der Sonderausstellung, die derzeit im Osnabrücker Diözesanmuseum gezeigt wird und die sich mit Krippen beschäftigt, gibt es so einen Moment, in dem der Betrachter unbedingt die Perspektive wechseln muss: Das Museumsteam hat ein Exponat von Christian Nachtigäller so platziert, dass man auf jeden Fall in die Knie gehen muss. Ein Türblatt ist zu sehen, dem die Klinke fehlt. Es ist vorgesehen, durch das Schlüsselloch zu blicken, in dem dann ein Kind sichtbar wird. Wer es sehen will, muss sich herabbeugen. Wer das Geheimnis von Weihnachten ergründen möchte, muss die Perspektive wechseln.
Der Hintergedanke des Museumsteams war eigentlich nur der, dass es Kinder leichter haben sollen, durch das Schlüsselloch zu gucken, wenn sie das Museum besuchen. Aber es zeigt sich schnell: Es steckt mehr dahinter.
Noch knapp zwei Wochen bis Weihnachten. Zeit genug, das Museum zu besuchen und sich auf das Geheimnis zu freuen.