Synodaler Weg kommt nur mühsam voran
Zwischen Bangen und Hoffen
Vom Eklat zum Erfolg: Der Synodale Weg beschließt weitreichende Vorschläge zur Änderung der kirchlichen Lehre und Ordnung.
Mit einer Serie von Reformbeschlüssen ist am Wochenende die vierte Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt zu Ende gegangen. Begleitet von nervösen Geschäftsordnungsdebatten beschlossen 60 Bischöfe sowie etwa 140 Laien, Ordensleute und Priester zum Teil weitreichende Vorschläge zur Änderung an der kirchlichen Lehre und Ordnung.
Sie betreffen etwa die Stellung von Frauen und Transpersonen in der Kirche, die Sexualmoral, den Umgang mit homosexuellen Priestern und die künftige Leitungsstruktur der katholischen Kirche auf Bundesebene. Alle Texte, die Änderungen an der kirchlichen Lehre beinhalten, wurden als Vorschläge zur Prüfung durch den Papst formuliert und nicht als eigenmächtige dogmatische Änderungen durch die Synodalversammlung.
Mehrere Papiere konnten nicht beraten und beschlossen werden, weil die streckenweise emotionalen Debatten mehr Zeit beanspruchten als geplant. Dennoch kam die Versammlung an wesentlichen Punkten voran, in den Reihen der reformorientierten Mehrheit sah man am Ende viele frohe Gesichter.
Nur ein einziges Mal kam die eifrig arbeitende Frankfurter Reform-Fabrik ernsthaft ins Stocken. Ausgerechnet zu Beginn, als ein umfassendes Grundsatzpapier zur Erneuerung der katholischen Sexualmoral verabschiedet werden sollte, brachte eine Sperrminorität von Bischöfen den Text zu Fall. Nur 33 von 60 anwesenden Bischöfen stimmten mit Ja - zu wenig, um die von der Satzung vorgeschriebene bischöfliche Zweidrittelmehrheit zu erreichen. Die Enttäuschung der so ausgebremsten Mehrheit war groß. Tränen flossen, Angehörige sexueller Minderheiten verließen unter Protest den Raum in den Frankfurter Messehallen.
Redezeit wurde verdoppelt
Aus dem Eklat zum Auftakt lernte das Tagungspräsidium schnell. Für die folgenden Debatten wurde die erlaubte Redezeit verdoppelt. Die Vertreter der konservativen Minderheit, darunter etliche Weihbischöfe aus der zweiten Reihe, konnten ausführlicher und differenzierter ihre Bedenken vorbringen. Es entstand eine ernsthafte inhaltliche Debatte, in deren Verlauf sich einzelne Meinungen offenbar auch änderten.
Hinzu kam ein überraschendes Manöver, das der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, einführte: Vor jeder heiklen Abstimmung rief er die Bischöfe zu einer separaten 20-minütigen Beratung hinter verschlossenen Türen zusammen. Nach dieser von einem Teilnehmer ironisch als "Trainer-Ansprache in der Kabine" bezeichneten Unterbrechung kehrten die Bischöfe ins Plenum zurück - und in keinem Fall gab es danach eine blockadefähige Zahl von bischöflichen Nein-Stimmen.
Damit und durch einige grundsätzliche Redebeiträge im Plenum beeinflusste der bischöfliche Ko-Präsident des Synodalen Wegs den Verlauf der Versammlung entscheidend. Es gelang ihm, die nach dem Eklat des ersten Tages aufgebrochenen Animositäten zu besänftigen, und er nahm auch konservative Mitbrüder gegen polemische Kritik in Schutz.
Höhepunkt war ein Vorwurf der Ordensfrau Philippa Rath gegen jene Bischöfe, die sich jenseits der Messehallen zu einem separaten Gottesdienst getroffen hatten. Raths Vorwurf, die Teilnehmer hätten sich damit quasi selbst exkommuniziert, wies Bätzing ebenso entschieden zurück wie den Vorschlag, auf eine gemeinsame Messfeier im Sitzungssaal zu verzichten.
Namentliche Abstimmung
Mehrere Male kam es in der Versammlung zu Debatten darüber, ob namentlich abgestimmt werden müsse. Trotz wiederholter Proteste setzte das Plenum wiederholt den Zwang zur namentlichen Abstimmung durch. In den Debatten nahmen Redner der reformorientierten Mehrheit häufig Bezug auf Papst Franziskus. Kardinal Reinhard Marx, einer der Erfinder des Synodalen Wegs, betonte, dass der Papst eine synodale Kirche wolle, und dass die Kirche in Deutschland auf diesem Weg weiter voranschreite.
Auch die Perspektive der weltweiten katholischen Kirche wurde häufig angeführt. Die im globalen Maßstab der Kirche weitreichenden deutschen Reformvorschläge seien auch wichtige Impulse für die Kirche in anderen Kulturen und Ländern.
Zahlreiche Redner erinnerten an die hohe Zahl von Kirchenaustritten in Deutschland und äußerten die Vermutung, dass die Austrittswelle nicht ohne entschiedene Reformen gestoppt werden könne. Ein weiteres, oft gebrauchtes Argument war der sexuelle Missbrauch durch Kleriker. Man sei es den Opfern schuldig, die Lehre und Struktur der Kirche so zu verändern, dass solche Verbrechen nicht mehr vorkommen könnten, so ein Argument des BDKJ-Vorsitzenden Gregor Podschun.
Die Redner der konservativen Minderheit - unter ihnen einige Bischöfe wie Rudolf Voderholzer (Regensburg). Stefan Oster (Passau), Gregor Maria Hanke (Eichstätt) und Rainer Maria Woelki (Köln) sowie mehrere Weihbischöfe - warnten immer wieder vor Brüchen mit der überlieferten Lehre der Kirche und forderten eine Orientierung an der Lehre der Päpste von Johannes Paul II. bis Franziskus. Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp erinnerte in einem viel beachteten Redebeitrag an den Amtseid der Bischöfe, die geschworen haben, die Einheit der Kirche zu wahren und den Glauben der Apostel rein und unversehrt weiterzugeben.
kna