Sichtbares Zeichen in der Stadt

Nichts mehr erinnert an die verfallenen Häuser und den zugewucherten Garten, die sich einst um die St. Laurentius-Kirche gruppierten. Ein parkähnliches Gelände ist der neue Zugang von Süden zur ältesten katholischen Kirche der Stadt Leipzig, 1892 geweiht. Die Altbauten wurden saniert, Neubauten sind hinzugekommen, die Berufsschüler der Johanniter sind bereits eingezogen, für die zukünftige Tagespflege der Caritas werden gerade Möbel geliefert. Im Pfarrhaus herrscht geschäftiges Treiben von Bauleuten verschiedenster Gewerke, die Bauabnahme ist Mitte Oktober geplant. Dann soll das neue Pfarrzentrum „Heilige Maria Magdalena“ mit Leben gefüllt werden – als Verwaltungszentrum für die Pfarrei im Osten von Leipzig, zu der auch die St. Laurentius-Kirche gehört. Im neuen großen Bischof-Otto-Saal können dann Pfarreifeste gefeiert werden. Neu ist auch ein Raum der Stille.

Pfarrer Thomas Hajek empfängt noch im provisorischen Gartenhaus. Er habe diese Aufgabe gerne angenommen, als er 2017 hier Pfarrer wurde, sagt er. 2018 begann der erste Spatenstich zum Campus Lorenzo. Hajek betont: „Die Campusidee ist hier in St. Lauentius gewachsen.“ Natürlich habe das Projekt einen langen Vorlauf gehabt und sei auf viele ehrenamtliche – und schließlich auch professionelle – Schultern verteilt. „Ich finde es interessant, dass sich eine Gemeinde Gedanken macht, wie sie ihr Umfeld gestalten kann, andere Leute mit ins Boot holt und an dem Vorhaben dran bleibt“, so der Pfarrer. Denn aus dem Gedanken „Unsere Kirche steht hinter lauter Ruinen, was können wir dagegen tun?“ ist ein sozial-gesellschaftliches Vorzeigeprojekt geworden. Die vier Projektpartner basis D, Caritasverband Leipzig, Johanniter-Akademie Mitteldeutschland sowie die Pfarrei Heilige Maria Magdalena Leipzig-Ost arbeiten Hand in Hand und das zeigt sich unter anderem auch in der Architektur: Es gibt eine Verbindung von der evangelischen Johanniter-Akademie zum Pfarrhaus und vom betreuten Wohnen der Caritas führt ein barrierefreier Weg in die Kirche. Mit dem 2019 eröffneten Kindergarten arbeitet die Gemeinde bereits zusammen.

Am 9. August wurde mit der Montage eines neuen Wetterhahns auf dem Dach der Kirche symbolisch die Einweihung des konfessionsübergreifenden Quartiers Campus Lorenzo gefeiert. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer lobte das Projekt dabei als „wunderbares Beispiel für gesellschaftliches Engagement und generationenübergreifende Gemeinschaft“. Für die Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa ist es „ein Mutmach-Vorhaben für eine Mitmach-Nachbarschaft“. Auf jeden Fall werte es den Stadtteil auf und strahle allein schon deshalb in die Gesellschaft hinein. Pfarrer Thomas Hajek sagt über das Projekt aber auch: „Wir wollen einen leichteren Zugang zum Glauben ermöglichen – und das nicht nur symbolisch durch bessere Zugänge.“

Unterstützung fand die Gemeinde St. Laurentius nicht nur beim Bistum Dresden-Meißen, das fast die Hälfte der Finanzen zum Umbau des Gemeindehauses beisteuerte, und dem Bonifatiuswerk, sondern auch von den Partnern in der Pfarrei Heilige Maria Magdalena. In den Gemeinden Heilige Familie und St. Anna wurde jeweils ein Teil des Geländes verkauft, um den Bau mitzufinanzieren. „Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Pfarrei“, sagt der Pfarrer. Im kommenden Jahr wird dort ein großes Pfarreifest gefeiert.