Auszeit vom Alltag

Raum lassen für Heilung

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Jesuit Pater Albert Holzknecht
Nachweis

Foto: Ruth Weinhold-Heße

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Pater Holzknecht vor dem historischen Teil von Haus Hoheneichen – einem Ort, der sich für Exerzitien hervorragend eignet, wie er findet.

Exerzitien verbinden viele mit der Passionszeit. Aber der Sehnsucht nach Stille kann man auch im Weihnachtstrubel nachgehen. Wie, verrät Pater Holzknecht vom Haus Hoheneichen. Für ihn ist die Gottesbegegnung existienziell.

Im Haus Hoheneichen in Dresden begann die Exerzitienarbeit durch die Jesuiten im Jahr 1922. In der DDR-Zeit sei das Haus eine Art Heimat gewesen, wo man offen reden konnte, so berichten es Besucher von damals. Nach über 100 Jahren ist die Ausrichtung des Hauses, das so eine wichtige Bedeutung für Katholiken im Osten Deutschlands hatte, immer noch dieselbe: Es soll ein Ort sein, wo Menschen in der Stille zu Gott finden.
Viele verbinden die Exerzitien nach Ignatius von Loyola, dem Gründer der Jesuiten, mit der Passionszeit. Aber die geistlichen Übungen, die ein Weg sind, um bei Gott anzukommen, sind auch sonst gefragt: an Silvester etwa, bei 30-tägigen Schweigeexerzitien oder als Wanderexerzitien in den Alpen für junge Erwachsene im Sommer. Stille ist heutzutage vor allem in der hektischen Adventszeit ein kostbares Gut.
Albert Holzknecht ist Jesuit und wurde vor vier Jahren von seinem Orden mit der Leitung des Exerzitienhauses in Dresden beauftragt.  „Was mir persönlich hilft, ist, Orte zu suchen, wo möglichst keine Menschen sind. Ich gehe in die Natur oder setze mich in unsere Kapelle und bin einfach da“, sagt der Exerzitienbegleiter. „Mir hilft auch klassische Musik, um Besinnung im Advent zu finden. Oder ein Adventskalender, der zu mir passt, mit guten Impulsen, Bildern oder Musik“, erzählt Pater Holzknecht über seine eigenen Erfahrungen.
Der Südtiroler fand seine Zustimmung zu der Aufgabe als Hausleiter bei 30-tägigen Exerzitien in Bolivien, wo er sich 2018 aufhielt. Die Exerzitien absolvierte er im Rahmen seines Terziats, das ist der letzte Ausbildungsabschnitt vor den Letzten Gelübden im Jesuitenorden. In Dresden wollte er von Anfang an das fortsetzen, was Bischof Joachim Reinelt bei der Einweihung von Anbau und Kapelle im Jahr 1999 gesagt hatte: „Seht zu, dass die Türen weit offen stehen für Christen und Nichtchristen!“
 

Haus HohenEichen
Das Haus Hoheneichen liegt mitten in der Natur, die Wege zu Gott öffnen kann.
Foto: Haus Hoheneichen

Die Menschen suchen Orientierung und Halt

Als Pater Holzknecht gerade seine Arbeit begann, musste das Haus wegen Corona schließen. Nun aber sei die Suche der Menschen nach Stille wieder groß: „Angesichts der vielen Verunsicherungen, die es auf gesellschaftlicher, kirchlicher und persönlicher Ebene gibt, suchen die Menschen Orientierung und Halt“, sagt Pater Holzknecht. „Mein Eindruck ist, die Leute brauchen Zeit, wo sie zu sich selbst kommen können, einen Raum, wo sie Gott wieder entdecken.“ Das relativ kleine Haus mit 29 Einzelzimmern, malerisch in der Natur gelegen, mit einer Kapelle und zwei Meditationsräumen eignet sich dafür gut. Der Blick auf die Schönheit der Schöpfung kann ein Einstieg für Exerzitien sein.
Aber die Teilnehmer beschäftigen sich auch mit der Vergänglichkeit und dem Kaputten der Natur: „Beides lässt uns Menschen die Erfahrung machen: Ich bin auch mit dem Zerbrochenen und Unversöhntem in meinem Leben von Gott angenommen“, erklärt Pater Holzknecht. Und er fragt: „Wo findet man heute noch die Zeit, das in den Blick zu nehmen?“ Der Exerzitienbegleiter mit pastoralpsychologischer Ausbildung sagt über seine eigenen Erfahrungen: „Psychotherapie kann helfen, Dinge bewusst zu machen, aber Heilung ist ein Geschenk. Und in Exerzitien geschieht manchmal unerwartet Heilung.“

Termine für Exerzitien 2024: www.haus-hoheneichen.de/programm

Ruth Weinhold-Heße