Anstoß 33/2023
Drecks-Christin
Sie hat ihren Kaffeebecher gerade leergetrunken, greift beherzt zum Feuerzeug und zündelt. Die Flamme schlägt hoch und der Becher zerbröselt zu Asche. Typisch Neukölln? Nur manchmal.
Ich spreche sie an, sage ihr, dass die Aktion so gar nicht gehe! Das ist ein Fehler. In giftigen Worten pfeffert sie zurück: Ich Drecks-Christin hätte hier gar nichts zu melden! Und froh soll ich sein, dass sie keine Bombe in die Kirche werfe.
Da bin ich echt froh! Aber erstmal bei Problem Nummer eins bleiben. Bloß nicht provozieren lassen! An diesem Sommernachmittag will ich wirklich keine Eskalation. „Wie können wir das jetzt hier freundlicher lösen?“, frage ich also höflich zurück. Ich versuche ihr eine Brücke zu bauen. Bestimmt hätte Jesus das auch getan.
Aus ihrem Gesicht springt mich erneut die eiskalte Wut an. Als hätte ich ihr alles im Leben wegnehmen wollen, als stehle ich ihr die Luft zum Atmen! Das lässt sie sich nicht bieten! Gleich komme ich zurück, droht sie, mit drei großen Kumpels und dann könne ich was erleben!
Sie richtet sich auf und schreitet davon. Ich bleibe zurück mit großer Ratlosigkeit. Muss ich mich jetzt auf eine Schlägerei gefasst machen? Was hätte Jesus an dieser Stelle getan?
„Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut dein Wort zu verkünden!“, heißt es in der Apostelgeschichte (4,29-31). Die junge Gemeinde hatte auch mit allerlei Anfeindungen zu rechnen. Damals wie heute brauchte es salomonische Lösungen und Mut.
Ich setze mich auf die Treppenstufen, neben dem zurückgebliebenen Aschehaufen und bete um den guten, um den Heiligen Geist. Manchmal hilft nichts anderes in einer Situation außer Gebet. Ich bete weiter. Bis eine neue Geisterfüllung kommt und der Boden bebt, will ich beten, wie bei der jungen Gemeinde aus der Apostelgeschichte. Denn Befreiung und Drehung der Situation ist für Drecks-Christen schließlich eine Spezialität!
Der Abend bleibt ruhig. Aber die nächste Herausforderung wird kommen.