Anstoß 26/2023

Da ist Freiheit

Image
Anstossbild
Svenja war mit drei Kindern alleinerziehend. In der Überforderung suchte sie Hilfe in der Gemeinde.

Eine erfahrene Oma meldete sich. Sie kümmerte sich bald hingebungsvoll um die Kinder, betete auch mit ihnen. Dass die Mama ein Suchtproblem hatte, blieb nicht verborgen. Es gab herzzerreißende Krisengespräche. Das Jugendamt reagierte und nahm die Kinder in Obhut. Die Mutter bereute es, sich an die Gemeinde gewandt zu haben. 

Lissy Eichert
Lissy Eichert, Berlin
„Wort zum Sonntag“-
Sprecherin

Jahre später, die Gemeinde-Oma lebte nicht mehr, stand die Mutter vor mir. Ihr Leben habe sich verändert. Sie sei „clean“ und habe auch wieder Kontakt zu ihren Kindern. Sie wolle ehrenamtlich mitarbeiten. „Um etwas zurückzugeben. Vor allem der Oma! Dass sie gebetet und uns nicht aufgegeben hat.“
Petrus und Paulus, die mächtigsten Köpfe des frühen Christentums, wurden auch nicht aufgegeben. Der eine war ein Mörder, der andere ein Duckmäuser. Paulus als beinharter, brutaler Christenverfolger und Petrus als Hasenfuß, der seine Freundschaft zu Jesus kurz vor der Kreuzigung feige verleugnete. Gott konnte mit beiden Männern trotzdem etwas anfangen! Warum?
Vielleicht, weil die beiden wegen ihrer Schwäche nicht mehr nur auf sich, sondern auf die Größe Gottes vertrauten? Jesus stellte beiden persönliche Fragen: „Simon Petrus, liebst du mich mehr als diese? Dann weide meine Lämmer“ (Joh 21,15) „Saul, Saul, warum verfolgst du mich? [...] Steh auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst!“ (Apg 9,4-6). Die beiden ließen sich auf klare Handlungsanweisungen ein – das drehte ihr Leben um 180 Grad. 
„… wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2 Kor 3,17b) So bekennt Paulus sein neues Leben. Frei und bevollmächtigt, um die Liebe Gottes in der Welt zu verkündigen. Denn Jesus hatte vorgelebt, dass Gottes Gegenwart überall zu finden ist: im Kind, im Ausgeraubten, im Gefangenen, im Kranken, in der Gemeinde-Oma und der drogenabhängigen Mama. 
Svenja engagiert sich nun einmal in der Woche in der Suppenküche. Sie kann gar nicht anders, als ihr neues Leben in die Welt zu tragen. Beim Gutes tun weht ihr neuer Geist der Freiheit. Freimütig bekennt sie, dass Gott liebevoll auch dann auf sie schaut, wenn das Leben zerrissen ist.

Lissy Eichert