Anstoß 12/2024
Danke Google!
Google ist nicht nur für diejenigen eine Hilfe, die lesen und schreiben können. Für meinen Sohn, der beides nicht kann, ist Google nahezu unverzichtbar. Also nennt er Google beispielsweise irgendeine Automarke und ist selig, wenn er dann seitenweise Bilder ebendieser präsentiert bekommt.
An einem Morgen saß er mit seinem Tabletcomputer im Wohnzimmer, als ich die Tür aufriss und hereinpolterte. Ich war gerade über seinen Schulrucksack gestolpert, den er achtlos mitten im Flur hatte fallen lassen. Leider mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Dementsprechend war ich ganz schön geladen. Also polterte ich los: „Wie oft soll ich dir sagen …“ Mein Sohn, völlig arglos, zuckte zusammen. Was ich nicht wusste, war, dass er in genau diesem Augenblick dabei war, Google eine Frage zu stellen. Es wurde mir bewusst, als die Stimme von Google ertönte: „Entschuldigung, ich habe dich nicht verstanden.“ Ich musste lachen und mein Ärger übers Stolpern und den verschütteten Kaffee war weg.
Doch mich hat dieses Erlebnis nach der ersten Erheiterung auch nachdenklich gemacht. In Sachen „tief durchatmen und ruhigbleiben“ ist bei mir jede Menge Luft nach oben. Danke Google!
Wo fängt Nächstenliebe an? Beim Helfen, wenn jemand in Not ist? Oder schon im freundlichen Umgang miteinander? Dass der Ton in der jetzigen Zeit rauer geworden ist, wird beklagt – zu Recht. Er ist rauer geworden. Das zeigt sich in beängstigender Weise in den sozialen Medien.
Und es ist auch unter Christen zu erleben. Hier schmerzt es am meisten. Denn ein wichtiger Punkt im christlichen Leben ist doch der, im anderen Christus zu sehen. Das schließt nicht aus, dass Christen unterschiedlicher Meinung sein dürfen, dass es Diskussionen gibt. Gott sei Dank! Doch gilt nicht auch hier Jesu Anspruch „Das habt ihr mir getan.“?