Anstoß 19/2023
Der Vorname
Der Kontrollierte guckte erstaunt und sah sich plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. „Wie heißen Sie denn?“, rutschte es mir neugierig heraus. „Dirk“, war die Antwort. Daraufhin entspann sich an unserem Tisch ein Gespräch darüber, wer wie hieß und ob denn jeder mit dem eigenen Namen zufrieden war. Kurze Zeit später tauschten meine Sitznachbarin und ich uns über die Vornamen unserer Kinder aus. Dem Schaffner war ich dankbar, dass er das Gespräch angestoßen hatte. Es hob die Laune im überfüllten Abteil und sorgte für menschliche Nähe.
Wie wichtig Namen sind, fällt mir immer wieder auf. Wird im Bekannten- oder Freundeskreis ein Kind geboren, ist eine der ersten Fragen die nach dem Namen. Jeder Name sorgt für Diskussionsstoff: Ob er zum Familiennamen passe, ob das Kind sich damit wohlfühle … Jeder scheint eine Meinung dazu zu haben. Namen schaffen Identität. Namen können daher auch polarisieren.
Mit meinem Namen bin ich zufrieden: Christina Maria. Klar und verständlich, zugegeben wenig überraschend für eine spätere Seelsorgerin. Ich kenne aber auch Menschen, die Zeit ihres Lebens mit ihrem Namen hadern und ihn am liebsten ändern würden. Das ist in Deutschland möglich, aber zeit-, nerven- und kostenintensiv.
Auch in der Bibel haben Namen eine besondere Bedeutung. Damals sagten sie noch mehr aus über Menschen als heute. Johannes zum Beispiel, der „JHWH ist gnädig“ heißt. Oder Maria, deren Name mit „geliebt“ übersetzt werden kann. An einer Stelle im Buch Jesaja steht der Zuspruch Gottes: „Siehe, ich habe deinen Namen in meine Hand geschrieben.“ (Jes 49, 16). Dahinter steht die Zusage, dass Gott uns immer vor Augen hat. Er weiß nicht nur unseren Namen, er ist vollkommen mit unserem Wesen vertraut und ganz nah bei uns. Was für eine schöne Zusage – und zwar ganz unabhängig davon, was andere über uns oder unseren Namen denken.